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Blick nach Osten in Burg-Höfen zwischen Kirchzarten und Himmelreich am 15.11.2012 – Thomashof, Herbstfarben


Allein in Uganda müssen täglich über 100 000 Liter Milch vernichtet werden, um den Milch-Weltmarktpreis in Balance zu halten. Versteh das doch endlich!

Bei Herstellung von 1 Liter Milch werden 900 Gram CO2 frei und 1000 l Wasser (=5 volle Badewannen) verbraucht 

 

 

 

 

Christenmartinshof: Michviehwirtschaft – Laufstall – Geschichte
Die Milchviehwirtschaft im Schwarzwald hat sich seit den 1940er Jahren rasant entwickelt – zwei Seniorlandwirte berichten.
Einen Laufstall bauen oder nicht? Diese Investitionsentscheidung beschäftigt derzeit viele Milchbauern und Rinderzüchter im Schwarzwald. Grund sind die gestiegenen Tierwohl-Anforderungen des Handels. Dass sich die Kühe im Stall frei bewegen können und nicht angebunden sind, ist dabei ein wichtiges Kriterium. Oskar Faller hat schon 1975 einen Laufstall gebaut. Der Landwirt vom Christenmartinshof in St. Märgen gehörte damit zu den Pionieren im Schwarzwald. Das Tierwohl stand damals allerdings nicht im Vordergrund, sagt der 79-Jährige.
Oskar Faller ist mit seinem Bruder Josef und fünf weiteren Geschwistern auf dem Christenmartinshof in St. Märgen aufgewachsen. Es ist ein klassischer Schwarzwaldhof auf etwa 1000 Metern Höhe, umgeben von grünen Weiden und dunklem Wald, benannt nach Christian Martin, einem Vorfahren der Familie aus dem 17. Jahrhundert. 1912 wurde der Hof nach einem Brand in seiner heutigen Form wiederaufgebaut. „In meiner Kindheit waren wir fast ausschließlich Selbstversorger“, sagt Oskar Faller und zählt auf: Kühe, Jungvieh, Schweine, Schafe, Pferde und Hühner, Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Beeren und Streuobst. Solche Vielseitigkeit war aber bald nicht mehr gefragt.

1969 übernahm Oskar Faller nach Abschluss seiner landwirtschaftlichen Ausbildung den Hof von den Eltern. 1975 spezialisierte er den Betrieb auf Grünlandwirtschaft mit Milchproduktion. Den Ackerbau gab der junge Landwirt auf, „die Mechanisierung wurde nur für die Milchviehwirtschaft vollzogen, alles andere wäre nicht zu finanzieren gewesen“, sagt Faller rückblickend. Mit der Spezialisierung einher ging der Abschied von der Anbindehaltung. Faller baute für seine etwa 40 Kühe einen Boxenlaufstall. „Wir gehörten zu den Vorreitern. Aber andere waren noch früher dran. Von ihren Erfahrungen konnten wir lernen.“

Der Laufstall sei damals noch ein Experiment gewesen, „niemand wusste so recht, wie es richtig geht“. So mussten die rund 40 Kühe, um im neuen Stall in den Melkstand zu kommen, mehrere Treppenstufen überwinden. „Dabei gab’s ständig Probleme, das haben wir später geändert“, sagt Faller.

Vor dem Laufstall war im Schwarzwald die Anbindehaltung die Regel gewesen: Im Sommer kamen die Kühe auf die Weide, in tieferen Lagen sogar Tag und Nacht. „Vom Herbst bis Mitte Mai war aber jedes Tier, ob Kalb, Kuh, Stier oder Bulle, im Stall an einer Kette um den Hals Tag für Tag festgezurrt“, berichtet Josef Faller. Der 73-jährige Bruder von Oskar Faller war fast 30 Jahre lang Geschäftsführer der landwirtschaftlichen Genossenschaft ZG Raiffeisen Kaiserstuhl und Breisgau. Die beiden Brüder haben die rasante Entwicklung der Landwirtschaft im Schwarzwald über bald acht Jahrzehnte miterlebt. Gemeinsam sortieren sie derzeit ihre Lebenserinnerungen und haben ein Buch über die 1950er und 1960er Jahre im Hochschwarzwald verfasst.

In seiner Jugend sei es „fast in jedem Stall relativ dunkel und schlecht belüftet“ gewesen, erzählt Josef Faller. „Durch das Anbinden war die Bewegungsfreiheit der Tiere sehr stark eingeschränkt.“ Um eine Arbeitsentlastung für die Bauern und ihre Mägde oder Knechte zu erreichen, seien zwischen 1955 und 1960 die ersten Selbsttränkebecken eingeführt worden. Bis dahin sei das Vieh im Winter morgens und abends immer losgebunden und an den Wassertrog getrieben worden, erzählt Oskar Faller. Mit den neuen Tränken konnte es an seinem Standplatz trinken, was den Menschen zumindest einen Teil ihrer harten Arbeit auf dem Hof ersparte. Die Kühe wurden jedoch um das letzte Bisschen Bewegung gebracht. „Mit dem heutigen Thema Tierwohl hatte das alles sehr wenig zu tun“, sagt Faller.

Zwischen 1950 und 1970 schritt die technische Entwicklung auf dem Christenmartinshof mit Riesenschritten voran: Auf die erste elektrische Melkmaschine folgten der erste elektrische Weidezaun, dann Schlepper, Motorsägen und Mähdrescher – alles sparte Muskelkraft. Manchmal nutzten solche Arbeitserleichterungen auch den Tieren: So wurden zum Beispiel die Ketten um den Hals der Kühe durch sogenannte Halsrahmen aus Metall ersetzt. Dadurch „hatten die Tiere die Möglichkeit, täglich über einen längeren Zeitraum, ohne Hektik, viel mehr Futter aufzunehmen“, erläutert Josef Faller. In der Folge gaben sie mehr Milch. Ein weiterer Vorteil für den Bauern war, dass er die Halsrahmen mit einem Hebel alle auf einmal öffnen konnte und nicht mehr jede Kuh einzeln losketten musste.

Andere Vorteile für den Landwirt waren für die Tiere hingegen eine Qual. Dazu gehörte der sogenannte Kuhtrainer, ein über dem Widerrist der Kuh angebrachter Elektrozaun. Stemmte sich die Kuh aus dem Liegen hoch und machte dabei ihren üblichen Buckel, bekam sie einen leichten Stromschlag, woraufhin sie einen Schritt zurücktrat, sodass ihr Kot nicht mehr auf, sondern hinter ihren Liegeplatz fiel. Dadurch hatte der Bauer weniger zu putzen. „Das hat eine saubere Kuh geschaffen“, sagt Faller. „An das Wohlbefinden der Tiere wurde damals nicht gedacht. Auch der Gedanke, dass zufriedene Kühe mehr Leistung bringen könnten, spielte kaum eine Rolle.“
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Die entscheidende Wende habe, darin sind sich die Brüder einig, der Besuch des Vizepräsidenten der EWG-Kommission Sicco Mansholt im Schwarzwald 1970 gebracht. Mansholt gilt als Begründer der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU, die EWG-Kommission war die Vorgängerin der heutigen EU-Kommission. Bei seinem Besuch soll der niederländische Politiker gesagt haben: Im Jahr 2000 werde es im Schwarzwald keine Landwirtschaft mehr geben, weil sie im Gemeinsamen Markt nicht konkurrenzfähig sei. „Das hat alle wachgerüttelt, nicht nur die Politiker, und war im Nachhinein ein Glücksfall“, ist Oskar Faller überzeugt.
Ohne Landwirte würde der Schwarzwald alsbald zuwuchern. Nicht nur die landwirtschaftlichen Produkte fehlten, sondern auch die Attraktivität als Touristenziel. Nach Mansholts Weckruf habe das Land Baden-Württemberg deshalb ein Förderprogramm geschaffen, erinnert sich Oskar Faller. Dazu gehörte ein Zuschuss für seinen 300 000 D-Mark teuren Stallneubau. „Bis der Laufstall auf dem heutigen Stand war, hat es aber gedauert“, betont der Seniorlandwirt. So habe es anfangs keine Buchten für kranke oder kalbende Tiere gegeben. „Wir mussten viel ausprobieren. Aber es hat sich gelohnt.“ Längst hat sein Sohn Joachim Faller den Hof übernommen und 2009 auf Biolandwirtschaft umgestellt. Dafür wurde der Stall wieder umgebaut, „die Kühe haben jetzt doppelt so viel Platz“. Die Weiterentwicklung endet eben nie.
… Alles vom 27.11.2021 von Barbara Schmidt bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/nicht-immer-zum-wohl-der-tiere–206801499.html

Christenmartinshof in St.Märgen-Schweighöfe
https://www.freiburg-schwarzwald.de/schweighoefe5.htm#Christenmartinshof

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Anbindehaltung in der Kritik
Tierwohl ist derzeit in aller Munde. Vor allem der Lebensmittelhandel treibt die Debatte voran, wohingegen die bisherige Bundesregierung an einem staatlichen Tierwohllabel gescheitert ist. Etliche Handelsketten haben eigene Tierwohlkennzeichnungen eingeführt und angekündigt, bald nur noch Fleisch aus artgerechterer Tierhaltung verkaufen zu wollen. Bei Milch ist ein zentrales Kriterium, ob die Kühe im Stall angebunden werden oder nicht. Der Discounter Lidl etwa versieht Frischmilch seiner Eigenmarke bereits mit dem Hinweis „Keine Anbindehaltung“. Erste Molkereien zahlen Bauern für Milch aus ganzjähriger Anbindehaltung weniger. Die Freiburger Schwarzwaldmilch wird von 2030 an keine Milch mehr annehmen von Kühen, die das ganze Jahr über angebunden im Stall stehen. Als Lösung gilt der Laufstall, in dem die lauffreudigen Paarhufer mehr Platz haben und sich frei bewegen können.
Im Schwarzwald wurden die ersten Laufställe Anfang der 1970er Jahre gebaut. Damals sei es weniger um Tierwohl als um arbeitswirtschaftliche Verbesserungen gegangen, sagt Herbert Pohlmann, Stallbauberater im Regierungsbezirk Freiburg. Letzteres sei auch heute noch ein Aspekt: „Ich kann im Laufstall immer etwas Arbeit sparen.“ Vor allem jedoch sei die Arbeitsqualität eine bessere, erläutert Pohlmann. Beispielsweise müsse der Landwirt zum Melken nicht mehr zwischen den Kühen knien, sondern die Tiere gehen selbstständig in den Melkstand oder ein Roboter erledigt das Melken. Und wie ist es um das Wohlbefinden der Tiere im Laufstall bestellt? Die größere Bewegungsfreiheit komme den Kühen sehr entgegen, sagt Pohlmann, der seit 1997 Landwirte berät. „Aber grundsätzlich ist das Tierwohl mehr vom Tierhalter als vom Stallsystem abhängig. Wenn ich mich nicht kümmere, kann ich im Laufstall eine genauso schlechte Tierhaltung betreiben wie im Anbindestall.“
Für den Schwarzwald mit seinen – im Vergleich zu Nord- und Ostdeutschland – kleinen Milchviehbetrieben war bisher eine Kombination aus Weide- und Anbindehaltung typisch: Von Frühjahr bis Herbst sind die Kühe auf der Weide, im Winter stehen sie angebunden im Stall. Von den fast 1000 Schwarzwaldmilch-Bauern handhabt das noch knapp die Hälfte so. Nach den Tierwohlkriterien des Handels zählt Weidegang aber vergleichsweise wenig. So erreicht die Weide-Anbinde-Kombi bei Milchkühen maximal Haltungsformstufe 2, bei Rindern sogar nur die schlechteste Stufe 1. In Baden-Württemberg ist der Laufstall bei Milchkühen und Rindern mit 83 Prozent inzwischen die vorherrschende Haltungsform.
27.11.2021, Barbara Schmidt, badische Zeitung

 

Es ist einfach, der Landwirtschaft die Schuld zu geben
Dieser Leserbrief („Resistenz durch die Milch vom Landwirt“, Frank Hiepe, 8.4.2015) kann nicht unkommentiert bleiben. Er vermittelt dem Leser eine völlig falsche Sicht auf die Milcherzeugung. Die Milch ist eines der Lebensmittel, die am besten kontrolliert werden.
Bei der Milch wird die ganze Tankfüllung bei jeder Abholung kontrolliert, also jeder Milliliter und demnach jede Kuh, die Milch liefert. Wenn Antibiotika in der Milch sind, wird keine Molkerei diese Milch verarbeiten, denn dann funktioniert keine Käse- oder Joghurt-Herstellung. Daher kann der Verbraucher sicher sein, dass jedes Milchprodukt zu 100 Prozent antibiotikafrei ist.
Es ist immer am einfachsten, der Landwirtschaft die Schuld in die Schuhe zu schieben. Das lesen wir zur Genüge jeden Tag in den verschiedensten Zeitungen. Ich habe es satt!
18.4.2015, Susanne Weber, Milchbäuerin, St. Peter

Schwarzwaldmilch – Käse in Bayern und Milch nach China
Die Freiburger Schwarzwaldmilch-Molkerei will ins Käsegeschäft einsteigen. Badische Milch soll in Bayern zu Bio-Käse werden. Milch wird nach China exportiert. Die Gründe erläutert Geschäftsführer Andreas Schneider im Interview. …
Alles vom 6.12.2014 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/interview-warum-die-schwarzwaldmilch-ins-kaesegeschaeft-einsteigt

… das ist nicht Bio
Für mich ist „Bio“ nicht vereinbar mit täglichen LKW-Transporten nach Bayern und als Käselaib wieder zurück. Aber ich sehe auch, dass die Schwarzwaldmilch ihre Milch als Produkt irgendwie an den Kunden bringen muss. Wahrscheinlich werde ich diesen Käse nicht kaufen, dann lieber den Käse der kleinen Käsereien die es tatsächlich hier im Schwarzwald gibt, das ist Käse von Experten ohne Transportwege. Für mich geht der Trend immer mehr weg von Supermarkt.
6.12.2014, Marianne Schulz

Die Logistikbranche freut sich
Rosen nach Athen und Milch nach China … Ja weiter so, unsere Verkehrswege sind noch nicht überlastet genug. Ganz gelinde gesagt, was für ein Schwachsinn. genauso das mit dem Käsemachen. erinnert an Krappenpulen in Marokko. Oder der Joghurtbecher, der einmal die Welt umrundet, ist das grün, ist das nachhaltig? Da schreit niemand und die Logistiklobby freut sich. Ja, ja, wenn kein LKW mehr fährt, dann bleibt der Kühlschrank leer. Weihenstephan in Baden, Schwarzwaldmilch in Bayern.
6.12.2014, Andreas Jenne

 

Schwarzwaldmilch kaufen

Konsumenten können Einfluss nehmen, indem sie hochwertige Produkte kaufen. In Brüssel haben Milchbauern für Marktregelungen demonstriert, damit sich die Milchproduktion stärker am Bedarf orientieren kann. Die EU-Agrarpolitik steuert bis heute in die entgegengesetzte Richtung. Unter dem Schlagwort „Liberalisierung der Märkte“ soll die bisherige Milchmengenregelung ab 2015 abgeschafft werden. Als Übergang in diese neue „Milchproduktionsfreiheit“ wurden in den letzten Jahren die Milchkontingente der Bauernhöfe um jeweils ein Prozent pro Jahr aufgestockt. Eine Folge davon war die Milchschwemme 2009. Um dieser Überproduktion Herr zu werden, nahm die EU Steuermittel zur Hand und exportierte überschüssige Milch zu Dumpingpreisen nach Afrika. Dort mussten viele Kleinbauern aufgeben, und dass in Kamerun die größte Molkerei dicht machte, war sogar in der BZ zu lesen.
Viele Milcherzeuger interpretieren aus diesen Bedingungen den Zwang, weiter zu wachsen. Fit sein für die Zeit nach 2015, lautet die Devise. So werden derzeit Rinderställe für bis zu 250 Kühe gebaut und bezuschusst. Mit bäuerlicher Landwirtschaft hat dies sehr wenig zu tun, und die Bauernhöfe, die man zu unterstützen glaubt, bleiben auf der Strecke. Auch die Verbraucher profitieren nicht von der billigen Milch ab 2015. Quantität bedeutet sehr selten auch Qualität und ebenso selten zeichnet sich Kostenführerschaft durch Qualitätsprodukte aus.

Milchkühe aus solchen Agrarfabriken werden nicht mehr auf die Weide gelassen, weil so viele Tiere zu viel Schaden anrichten würden. Solche Kühe geben keine Weidemilch mit gesunden Omega-3-Fettsäuren. Sie müssen ihr (kurzes) Leben im Stall fristen mit Futterkonserven und Gensoja aus Übersee. Diese Kühe müssen auch Turbo-Milchleistungen über 10 000 Liter pro Jahr erbringen, damit sich der neue Stall rechnet. Ach ja, und es bedarf keiner Erwähnung, dass solche Industrielandwirtschaft nicht mehr im Schwarzwald betrieben werden kann, sondern im Flachland mit zusätzlicher Ausbeutung der Böden. Die Landschaft im Schwarzwald wird anderweitig offen gehalten. Mit was? Mit Steuergeldern, natürlich.
Die Konsumenten haben eine Möglichkeit, sich zu solidarisieren – mit dem Einkauf in regionalen Supermärkten, wo es hochwertige Milchprodukte mit dem Namen „Schwarzwaldmilch“ gibt. Dort gibt es noch die Milch von glücklichen Kühen, die frisches Gras fressen und die Sonne sehen. Und das für Nahrung ausgegebene Geld bleibt in der Region. Auch das freut den Steuerzahler.
8.12.2012, Rainer Bank, Kirchzarten

„Traktorfahrt für höheren Milchpreis“ vom 27.11.2012 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/wirtschaft-3/milchbauern–66127755.html

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