Prof Sinn: Erdöl-/Gas-Verbote

Kaufen wir weniger Erdöl, dann nehmen es China und Indien zum gesunkenen Preis gerne ab. Zudem wird die OPEC die Ölförderung ggf sogar ausweiten, um ihre Einnahmeverluste auszugleichen. Sanktionieren wir russisches Pipeline-Gas, dann wird es durch teures schmutziges Fracking-Gas über NLG-Frachter aus den USA ersetzt. In beiden Fällen wird mehr CO2 freigesetzt und die Umwelt zusätzlich belastet. Im Hinblick auf die Theorie des menschengemachten Klimawandels „CO2-Asstoß verursacht Erderwärmung“ sind die Öl-/Gasverbote der Ampel-Regierung somit kontraproduktiv.
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Genau dies sagt und begründet Ex-IFO-Chef Prof Hans-Werner Sinn seit Jahren (1): „E-Autos sind keine Lösung! Der schmutzige Auspuff liegt nur etwas weiter entfernt im Kohlekraftwerk. Da der grüne Flatterstrom es vorläufig nicht schafft und die Atomkraftwerke abgestellt sind, bedeuten mehr E-Autos mehr Braunkohleförderung und befördern Kohlenstoff in die Luft, der eigentlich versiegelt werden sollte. Das Verbrennerverbot hingegen führt wegen der Umlenkung der Tanker in andere Länder nicht dazu, dass weniger Kohlenstoff emittiert wird. Per saldo beschleunigt sich also der Klimawandel wegen des Verbrennerverbots.“ Mehr dazu auch hier: Hans-Werner Sinn: Habecks Verbote beschleunigen den Klimawandel (1.8.2023)

(A) Deutschland ist in die globale Vernetzung der Märkte eingebunden und profitiert als ehemaliger (!) Exportweltmeister davon. Diese wirtschaftliche Globalisierung bestimmt auch die Energiemärkte und kann von keine Ideologie und auch nicht von der Ampel in Berlin ignoriert werden. Dazu Prof Hans-Werner Sinn am Beispiel des Erdöls: „Wenn Deutschland kein Öl mehr kauft, fällt der Weltmarktpreis, und andere kaufen es“. Die Tanker werden einfach umgeleitet, etwa nach China und Indien. Das begehrte und preiswerte Erdöl wird entweder dort raffiniert, weiterverarbeitet und verbrannt oder aber ggf auf Umwegen nach Deutschland verschifft. Ein Verbot von Verbrennungsmotoren oder auch Ölheizungen ist daher laut Prof Sinn ökonomischer und klimapolitischer Unsinn: „Es ruiniert unsere Automobilindustrie, senkt unseren Lebensstandard und subventioniert andere Länder, vor allem China. Wo in den letzten Jahren nicht nur immer mehr Kohle verbrannt wird, sondern auch der Ölverbrauch steigt.“ Da es zu wenig Ökostrom aus Wind und Solar gibt und die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet wurden, „bedeuten mehr Elektroautos Braunkohleabbau und mehr Kohlenstoff in der Luft“.
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(B) Entscheidend ist das Verhalten der Produzenten von Erdöl, Gas und Kohle. Wie reagieren sie, wenn ein linksgrün denkendes Industrieland wie D den Verbrauch zurückfährt, in dem es einen Prozess der eigenen Deindustrialisierung beginnt oder auf grüne erneuerbare Energien setzt? In der Vergangenheit wurde die Produktion und damit die CO2-Emittierung nicht reduziert (2).

(C) Die CO2-Belastung der Atmosphäre lässt sich durch Drosselung der Verbrennung von Öl, Gas und Kohle nur senken, wenn diese fossilen Energieträger im Eigentum der energiehungrigen Industrieländer sind (Bsp. USA, Kanada, China) oder aber wenn alle Industrieländer gemeinsam handeln – Prof Sinn spricht von einem „Klimaclub“.

(D) Isolierte Sanktionen gegen einzelner Länder wie z.B. gegen Russland waren und sind unsinnig. Weder konnten sie die Energielieferungen tatsächlich stoppen (Gas wie Öl gelangen über teure Umwege nach D) noch die russischen Volkswirtschaft „ruinieren“ (Baerbock) – im Gegenteil.

Als renommierter Wirtschaftswissenschaftler plädiert Prof Hans-Werner Sinn dafür, daß Berlin von ihrer ideologie- zu einer fakten-basierten Wirtschafts- und Energiepolitik zurückkehrt, die auf exakte volkswirtschaftliche Kosten-/Nutzen-Rechnungen gründet, nicht aber auf einseitigen Klimamodelle (es gibt nicht DIE eine Wissenschaft) und angstmachenden Prophezeiungen. Nur so lassen sich die vielen offenen Fragen beantworten, die die Bürger beschäftigen. Und er gibt immer mehr offene Fragen. Hier nur eine: Führt die zum Betrieb der Wärmepumpen erforderliche Kohleverstromung gegenüber modernen Brennwertheizungen zu mehr oder weniger CO2- Ausstoß?
3.8.2023
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Ende von Beitrag „Prof Sinn: Erdöl- und Gas-Verbote“
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Beginn von Anlagen (1) – (3)
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(1) „Der Klimawandel beschleunigt sich wegen des Verbrennerverbots“
Ein Verbot von Verbrennungsmotoren ruiniere die Automobilindustrie und subventioniere Länder wie China, sagt der frühere Ifo-Chef Hans-Werner Sinn. Zu weniger Kohlenstoffemissionen führe das nicht, argumentiert der Ökonom – im Gegenteil.
Der emeritierte Präsident des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, kritisiert die Energiepolitik der Bundesregierung. Der CO₂-Ausstoß bei Öl, Kohle und Co. könne nur reduziert werden, wenn „alle oder fast alle mitmachen, denn was wir nicht verbrauchen, verbrauchen sonst andere“,
… Alles vom 1.8.2023 bitte lesen auf
https://www.welt.de/wirtschaft/article246675930/Hans-Werner-Sinn-Der-Klimawandel-beschleunigt-sich-wegen-des-Verbrennerverbots.html
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Einige Kommentare:
Solange wir für die E Mobilität den Strom aus fossilen Rohstoffen erzeugen, macht sie ökologisch gesehen keinen Sinn. Wir opfern die ökologischen Interessen den ideologischen Interessen, indem wir die Kernkraft nicht nutzen. Prof. Sinn hat mit jeder Zeile recht. S.C.
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Der Strom kommt aus der Steckdose. Und die Steckdose ist an den kolumbianischen Kohleabbau angeschlossen. Oder an französische Kernkraftwerke.
Und man rate mal, wo Habeck die Rohre für die LNG Terminals auf Rügen hat kaufen lassen ? Von Gazprom.
Und man rate mal, wieso Habeck meint , die Atomkraftwerke in der Ukraine könnten weiter laufen ? Die sind halt gebaut . B.R.
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Ich gebe Herrn Sinn mal wieder recht. Eine kurzfristige CO2-Reduktion ließe sich im Verkehrssektor durch eine Leistungsbeschränkung auf z.B. 150 kW und sparsame 4 Zyl.-Dieselmotoren neuster Technologie erreichen – gepaart mit einem Tempolimit auf z.B. 130 km/h.
Wer glaubt, dass durch die energieintensive Transformation der gesamten Branche zur Elektromobilität in den nächsten Jahrzehnten auch nur ein Gramm CO2 eingespart wird, der hat von der Entwicklung und vom Betrieb neuer industrieller Prozesse, mit all ihrem klimaschädlichen Ressourcenverbrauch leider überhaupt keine Ahnung. V.E.
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Was Prof. Sinn sagt, hört der Lehrling im Wirtschaftsministerium nicht. Obwohl Letzter auf dieser Seite im Video-Interview sagte: Man benötigt weiter andere Kraftwerke (Kohle, Gas, Wasserstoff). Er meinte, die würden in Dunkel-Windstillezeiten laufen, also 1/3 des Jahres. Aber werden diese Ersatzkraftwerke dadurch billiger, weil sie nur so selten herangezogen werden? Und werden die Wind-/Solaranlagen im Bau und Unterhalt billiger, weil sie 1/3 des Jahres kaum od. gar nicht laufen? 2 x Nein! Das Personal muss immer vor Ort sein, einfach die sog. Backup-Kraftwerke abschalten geht auch nicht, da man ja selten vorher genau weiß, wann der Wind nicht weht u. die Sonne nicht scheint. Und nur 1/3 Kraftwerk bauen geht auch nicht.
Erklärt hat er auch nicht, warum er denn, wenn er doch nun selber um die Flautezeiten weiß, die noch lange funtkionstauglichen AKWs einfach abgeschaltet hat. Milliardenwerte in den Mülleimer! Und raten Sie mal, liebe Leser, wie viel der anwesenden Journalisten an diesem Punkt nachgefragt haben. Richtig: keiner.
Kurzum, die Grünen lösen Probleme, die wir ohne sie gar nicht hätten. Und dadurch entstehen finanz. Lasten, die wir ohne den Weltrettungsplan auch nicht zahlen müssten. Wieso Kosten? Weil wir etwas erbauen müssen, dass uns sogar weniger bringt als vorher, nämlich eine unsichere, teurere Stromversorgung einerseits, und Massen an Stromfressern (E-Autos, E-Heizungen) andererseits – einschließlich der teuren Energielieferanen wie Kohle u. Gas, die aus anderen Erdteilen kostenintensiv hierher befördert werden. Bravo, das nenne ich mal grüne Logik!
Dank der willfährigen Journalisten erfährt der Bürger von diesen Nebenwirkungen nichts, sondern glaubt zusammen mit den Grünen weiterhin an eine die Wirtschaft beflügelnde Wende hin zur guten Energieerzeugung für eine Eiskugel pro Monat. Und gegen Eiskugeln in den Köpfen kann Prof. Sinn nicht anargumentieren… W.P.
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Herr Sinn hat vollkommen recht.
Allerdings habe ich noch einen. Es wird großzügig übersehen, dass in China, das 60 % seines Stroms aus Kohle gewinnt und noch weitere Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 106 GW plant, mit Steuergeld aus Deutschland mitfinanziert werden. Wie das? Ganz einfach, man muss nur einmal um die Ecke denken. Wenn E-Autos subventioniert werden, wird auch die Herstellung der Batterien in China durch Deutschland subventioniert. Dasselbe geschieht mit Fotovoltaik und Windturbinen. China ist hier Weltmarktführer und wird es noch lange bleiben. Dafür werden sie schon sorgen.
Das neueste und modernste Kohlekraftwerk Deutschlands, Moorburg bei Hamburg wurde nach 6 Jahren Betrieb abgeschaltet. Dank Prämie für die Stilllegung, Geld vom Steuerzahler. Die Chinesen kaufen jetzt günstig einzelne Komponenten des zum Abbruch verurteilten modernsten und fast neuen Kraftwerks.
Irgendwie kommt doch dieses Geld doch auch vom Deutschen Steuerzahler. Der Kreis schließt sich, das Geld ist weg, und der CO₂ Ausstoß steigt weiter. A.R.
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Der Mann hat recht und stellt damit viele „Klimaschutzmaßnahmen“ in Frage. Um so erstaunlicher ist es, daß er nach wie vor vom menschengemachten Klimawandel überzeugt ist, obwohl zahlreiche Studien belegen, daß es seit dem Ende der letzten Eiszeit oftmals wärmer war als heute, ohne möglichen menschlichen Einfluß. Alle 1000 Jahre gab es eine Warmzeit, zuletzt im Mittelalter und in der Römerzeit, und es kühlte sich dann immer wieder ab. Warum sollte dies bei der aktuellen Wärmeperiode nicht auch passieren? Die Warmzeiten waren die Blütezeiten der Menschheit, während die Kaltzeiten von Hunger und Elend geprägt waren. Wenn es wärmer wird, schmelzen die Eismassen und Gletscher etwas ab und der Meeresspiegel steigt geringfügig, alles Andere ist Spekulation und Panikmache. Eine erhöhte CO2-Konzentration führt auch in Verbindung mit steigenden Temperaturen zu einem vermehrten Pflanzenwachstum, was auch das Hungerproblem in der 3. Welt mildern könnte. A.F.
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Was noch erschwerend hinzukommt: Wenn Deutschland als ehemaliger Exportweltmeister mit seiner überstürzten Politik sein Land ruiniert und deindustrialisiert, werden wir nur noch als Negativbeispiel dem Rest der Welt als Warnung dienen und auch als Ausrede, selbst etwas gegen den Klimawandel zu tun. Da werden dann Länder, wie Pakistan, Indien oder China das Gegenteil von Klimapolitik betreiben, mit dem Unterschied dass dort ein paar Milliarden Menschen wohnen, bei uns aber nur 83 Millionen. S.W.
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Ölverbrauch 2022: weltweit 190,69 Exajoule, Deutschland 4,26 Exajoule (2,2% des Weltverbrauchs).
Ölverbrauch 1965: weltweit 64,79 Exajoule, Deutschland 3,67 Exajoule.
Wird’s nicht in Deutschland verbraucht, dann anderswo. Wird es nicht heute verbraucht, dann später. J.H.
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Auf Hans Werner Sinn hört die Ampel leider nicht. Sie finden es besser, wenn Kinderbuchautoren und Scheinstudentinnen Entscheidungen treffen. S.N.
Ende Kommentare

(2) Klimaklub statt Alleingänge: Die aktuelle Klimapolitik ist kontraproduktiv
Ob unilaterale Einsparmaßnahmen der Nachfrager nach fossilen Brennstoffen für das Klima etwas bringen, hängt allein davon ab, wie die weltweiten Anbieter solcher Brennstoffe auf unilaterale Nachfrageeinschränkungen reagieren. Nur dann, wenn sie weniger extrahieren, wird auch weniger verbrannt, denn alles, was aus der Erde herauskommt, wird irgendwo verbrannt und gelangt dann in die Atmosphäre. Und was nicht extrahiert wird, kann auch nicht verbrannt werden. Das ist die fundamentale Regel der Klimapolitik, an der auch die gutwilligsten Grünen dieser Welt nicht vorbeikommen: Die Macht über das Klima liegt allein bei den Eigentümern der fossilen Ressourcen und den Regierungen, die sie kontrollieren.

Die Industrieländer, die ihre Waren an die Konsumenten der Welt liefern, haben es nur dann wirklich in der Hand, die CO2-Belastung der Atmosphäre zu senken, wenn sie selbst über Lagerstätten fossiler Brennstoffe verfügen, die sie versiegeln können. Das gilt zum Beispiel für die USA, China oder Kanada, auf deren Territorium ausgedehnte Kohlevorkommen und Ölreserven liegen, deren Extraktion sie jederzeit stoppen könnten, wenn sie es wollten.

Wenn die grünen Verbraucher weniger Öl verbrennen, fällt der Weltmarktpreis, und bei fallendem Preis kaufen andere Verbraucher mehr. Zumindest ein Teil der Nachfrageeinschränkung der „grünen“ Verbraucher könnte auf diese Weise kompensiert werden.
Wie viel kompensiert wird, hängt allein vom Verhalten der Ölproduzenten nach einer Preissenkung ab. Vielleicht verkaufen sie weniger, weil marginale Lagerstätten unrentabel werden. Vielleicht verkaufen sie genauso viel, weil die Nutzungsgebühren (Royalties oder User costs) marginaler Lagerstätten selbst mit dem Marktpreis fallen. Vielleicht verkaufen sie mehr, weil sie noch größere Nachfrageeinschränkungen in der Zukunft erwarten (grünes Paradoxon). Vielleicht verkaufen sie auch bloß deshalb mehr, weil sie von der Hand in den Mund leben, und den Preisverfall durch einen Mehrabsatz ausgleichen, um ihren Hofstaat finanzieren zu können. In den beiden zuletzt genannten Fällen würde eine Einschränkung der Nachfrage nach Öl sogar zu einer Beschleunigung des Klimawandels führen. Die ökonomische Literatur ist sich unschlüssig darüber, welche Konstellation am ehesten zutrifft. Um so wichtiger ist die empirische Analyse, und die ist zumindest beim Erdöl, das im Zentrum der Einsparversuche vieler Länder steht, überraschend eindeutig.
… Alles vom 30.6.2023 bitte lesen auf
https://www.merkur.de/wirtschaft/klimaklub-statt-alleingaenge-die-aktuelle-klimapolitik-funktioniert-nicht-hans-werner-sinn-zr-92356317.html

(3) Hans-Werner Sinn: „Die deutsche Industrie ist herzkrank geworden“
Inflation, hohe Energiepreise, Rezessionsgefahr – wir blicken auf einen ganzen Krisen-Mix. Was steht uns noch bevor? Und wie schlimm kann es werden? Im Interview bei „René will Rendite“ ordnet Hans-Werner Sinn, dem ehemaligen Präsidenten des Ifo-Instituts, die Lage ein.
29.7.2023 https://www.youtube.com/watch?v=28Rp8tzRIzM

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