Trockenheit

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Niedrigwasser der Elz bei Freiburg am 15.7.2022 – Hitze

 

Dreisam am Sandfang in FR am 23.9.2022

 

Schambachhof Bötzingen: Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels
Frühe Blüten, trockene Böden, knappes Wasser, Ernten bei Sommerhitze: Den Klimawandel spüren auch die Landwirte. Auf dem Schambachhof in Bötzingen macht sich Diethmar Höfflin Gedanken, wie er seinen Betrieb umbauen kann.

So heiß wie nie zuvor im April war es am vergangenen Wochenende. Für Diethmar Höfflin ein erneutes Zeichen dafür, dass der Klimawandel voranschreitet und er seinen Schambachhof, auf dem er im Kaiserstuhl auf zwölf Hektar Fläche Obst und Gemüse anbaut, umbauen muss, damit dieser eine Zukunft hat. An diesem Montag gibt es viel zu tun. Es wird geerntet, Unkraut gejätet, gepflanzt, gesät, während der balzende Ruf eines Wiedehopfs zu hören ist. Manches Gemüse muss schnell vom Feld, weil die hohen Temperaturen zu Wachstumsschüben führen. Montage sind aber sowieso Haupterntetage für das acht- bis zehnköpfige Team aus Teilzeitkräften, das ganzjährig auf dem Bioland-Hof im Einsatz ist. Obst, Gemüse, Salate und Kräuter werden im Hofladen, auf dem Wochenmarkt in Littenweiler sowie an Bio-Läden, Kantinen und Cafés in der Region verkauft.
Damit das alles eine Zukunft hat, macht sich Diethmar Höfflin viele Gedanken, informiert sich, bildet sich fort. 2001 hat er den 1970 von seinen Eltern gegründeten und 1974 auf Bio-Betrieb umgestellten Hof mit seiner Frau Sophia übernommen. Drei Kinder hat das Paar. „Der Klimawandel hat ganz verschiedene Auswirkungen auf uns“, sagt Höfflin. Eine Folge: Die Pflanzen treiben früher aus, blühen früher. „Das betrifft uns massiv“, betont der 49-Jährige. Der Zeitraum zwischen tiefstem Winter und beginnender Blüte, in dem man die Obstbäume zurückschneide, werde immer kürzer. Das sei eine Herausforderung für die Arbeitsabläufe.
Zugleich berge die frühe Blüte die Gefahr, dass Spätfröste Blüten und junge Früchte schädigen. Und blickt man weiter ins Jahr voraus, dann führt die frühe Blüte zu einer früheren Reife und damit Ernte. Statt bei angenehmen Herbsttemperaturen Ende September Äpfel zu pflücken, müssen diese schon bei Sommerhitze Ende August, Anfang September vom Baum. 30 Grad und mehr sind nicht nur für die Erntehelfer eine Qual, sondern auch für das Obst zu viel. Sonnenbrand und Qualitätseinbußen sind die Folge. Zudem müssen die geernteten Äpfel runtergekühlt werden, was Energie verbraucht.

Eine Herausforderung sei auch, erklärt Höfflin, den richtigen Zeitpunkt fürs Pflanzen und Säen zu finden, wenn die Reife immer früher einsetzt und zudem im Juli und August Hitze droht. Schwierig sei dies vor allem bei Kulturen, die in der heißen Zeit deutlich wachsen müssen.

Höfflin ist dabei, einiges umzustellen. Das fängt beim Wasser an. Wenn es heißer und sonniger werde, steige der Bedarf. Gleichzeitig regne es weniger, es stehe also weniger Wasser zur Verfügung. Auf dem Schambachhof wird Quellwasser verwendet. Gerade hat Höfflin die Verlängerung der wasserrechtlichen Genehmigung beim Landratsamt beantragt. Bisher wird mit einem Tank am Schlepper übers Feld gefahren und gezielt dort gegossen, wo Wasser nötig ist. Künftig möchte Höfflin eine Leitung vom Hof bis zu den Feldern legen, um diese bewässern zu können. Für den 49-Jährigen ist die Tröpfchenbewässerung am Sinnvollsten, auch weil sie den Boden nachhaltiger durchfeuchte als die Gießtechnik.

Aber die Anpassung an den Klimawandel sei sehr viel mehr, als nur den Wasserhahn aufzudrehen, betont Höfflin. Gerade startet er den Versuch, die Bodenfeuchtigkeit durch eine Mulchschicht zu erhalten, und zwar auf einem Rosenkohlfeld mit Kleegrasheu. Rosenkohl habe seine Hauptwachstumszeit in der heißesten Phase des Jahres. Deshalb werde er in der Regel eher in Küstennähe angebaut. Weil er an den Temperaturen nichts ändern kann, möchte Höfflin die Feuchte im Boden halten. Die Heuschicht schütze die Pflanzen auch vor Pilzsporen und habe für die nachfolgende Kultur einen Düngeeffekt. Kleegras wächst bereits auf dem Hof, nun möchte Höfflin daraus Heu machen lassen. Beim Ausbringen auf den Flächen kann er eine Technik nützen, die er schon bei seinen Erdbeeren einsetzt. Von dem Mulchverfahren „verspreche ich mir total viel“, sagt der Landwirt. Auch wenn dadurch auf ihn und seine Mitarbeiter Ende Mai, Anfang Juni zusätzliche Arbeit zukommt.
Ein anderes Thema, an dem Höfflin dran ist, ist die Sortenwahl. Will er verhindern, dass zu früh im Jahr geerntet werden muss, muss er Sorten wählen, die länger reifen. Bei den Äpfeln, der Hauptkultur im Obstbau, hat er sich für Sorten entschieden, „die so spät wie möglich“ reif werden, weniger frostempfindlich und gut lagerfähig sind. Den Kunden schmecken müssen sie natürlich auch. Angefangen hat er mit der Sorte Natyra. Bäume der Sorte Dalinsweet hat er nach dem extrem heißen Sommer 2018 „als ganz schnelle Konsequenz“ aus Sonnenbrand geschädigten Äpfeln gepflanzt. Voriges Jahr kamen Bäume der Sorte Mammut dazu, die als besonders blütenfroststabil gelte. Und weil die drei Sorten eher süß sind, hat Höfflin noch einen Satz der säuerlichen Sorte Shalimar in einer Baumschule vorbestellt – auf diese Bäume muss er zwei Jahre warten. „Das sind keine Artikel von der Stange“, betont Höfflin. Der Umbau der Landwirtschaft sei ein Prozess, der dauere.
Umfassend ist er auch: „An der Hofstelle haben wir vor zwei Jahren klimaangepasste Bäume gepflanzt, die die Beschattung der Gebäude in Zukunft verbessern werden“, erzählt Höfflin. „Auch an unseren Feldrändern setzen wir dies um, damit es Schatten für Mitarbeiterinnen, Erntewagen oder Spaziergänger gibt.“
… Alles vom 9.4.2024 von Andrea Drescher bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/landwirtschaft-in-zeiten-des-klimawandels
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Kommentare:
Das sich schon immer wandelnde Klima hat zwei Aspekte: (1) Natürliche Schwankungen. These vom menschengemachten Wandel durch CO2. (2) Anpassung des Menschen an den Klimawandel (Technologie, Landwirtschaft).
Fragen Sie einen Schüler nach dem Klimawandel, dann kommt die Antwort CO2. Derzeit werden die Schüler geradezu indoktriniert von der CO2-Einsparungsthese (1). Von (2) wissen die Schüler nichts. Dieser äußerst informative Beitrag geht auf (2) ein, also auf die Aufgabe, daß wir auf das immer mehr wärmere und trockenere Wetter reagieren müssen. Eben durch Schattenspender, intelligente Bewässerung und Obstsortenauswahl.
Der tolle Beitrag von Andrea Drescher sollte vom Oberschulamt verteilt und den Lehrern zur Pflicht gemacht werden: Mulchschicht und Tröpfchenbewässerung (die wirkt) bringt den Schülern mehr Knowhow als die ideologisierte CO2-Berieselung (das nur verängstigt).
10.4.2024, E.K.
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Viele Flüsse in der Region Freiburg sind zum Patienten geworden
Am Sonntag ist der internationale Tag der Flüsse. 2005 wurde er, jeweils für den vierten Septembersonntag, von der UNO ins Leben gerufen. Für den Landkreis müsste man ihn besser in Tag der Rinnsale umtaufen. Denn so viel lässt sich an diesem Datum, zwei Tage nach dem kalendarischen Herbstanfang, mit Blick auf die letzten Monate sagen: So wenig Fluss war selten.
Dass die Dreisam, die Möhlin und der Neumagen in der Rheinebene im Sommer zeitweise trocken fallen, gab es auch schon in früheren Jahren. Aber inzwischen wird dies zur Regel. Und sowohl die Zeit, in der diese drei aus dem Schwarzwald kommenden Flüsse versiegen wird länger, als auch ihre ausgetrocknete Fließstrecke. In diesem Jahr fing es schon im Juni an. Bis Mitte August war die Dreisam auf über sechs Kilometern zwischen Umkirch und Eichstetten vollständig ausgetrocknet. Aber auch im Bereich der Kartauswiesen im Osten Freiburgs gab es nichts, was fließen konnte, ebenso bei Zarten – das Dreisamtal war also plötzlich ohne Dreisam. Nicht besser sah es bei der Möhlin und beim Neumagen aus. Dieser hätte im Bad Krozinger Kurpark über Wochen einen neuen Spazierweg abgegeben, wäre da nicht sein sperriges Flussgeröll.

Es regnet zu wenig
Hauptursache für den Wassermangel in den Flüssen sind die geringen Niederschläge: Neun Monate am Stück, vom letzten September bis zum Mai, regnete es durchweg weniger als im langjährigen Mittel. Und da im Schwarzwald nur wenig Niederschlag als Schnee zwischengespeichert wurden, fehlten einfach die Reserven, um den Quellbächen der drei Flüsse auch für den Sommer anhaltend Nachschub liefern zu können. Der Juni mit durchschnittlicher Regenmenge aber zugleich hoher Verdunstung heilte da nur wenig. Und im Juli und der ersten Augusthälfte regnete es fast überhaupt nicht.
Die Folgen des Regenmangels sind an den Messpegeln der Flüsse abzulesen. Einzig im Februar sowie kurzzeitig im April reichten die Wasserstände an die langjährigen Mittelwerte heran – im Februar deshalb, weil da schon die Schneeschmelze einsetzte, auf Kosten der folgenden Frühjahrsmonate. Deutlich zeigt dies auch im Hochschwarzwald der Pegel am Josbach bei Neustadt: Nur im Februar lag der Wasserstand dieses Hauptquellflusses der Wutach über dem langjährigen Mittel, seitdem dagegen fast nur noch im Bereich der minimalen Tagesmittel der Jahre seit 1981, oder sogar – ähnlich wie beim Neumagen – darunter.
Der Wasservorrat im Schwarzwald ist aber für die Wasserführung der Flüsse ausschlaggebend. Darum konnte auch der reichliche Regen ab Mitte August ihre Wasserstände nur kurzzeitig anheben. Das dürfte auch kommende Woche so sein, da die Wettervorhersage einige Regentage verspricht. Dann könnte die immer sehr schnell auf Regenzufuhr reagierende Dreisam auch ihren langjährigen Mittelwert von über 5600 Litern pro Sekunde am Pegel Ebnet übertreffen. Auf das ganze Jahr 2022 gemittelt wird sie diesen Wert aber kaum schaffen. Zuletzt, nach ein paar Tagen ohne Regen, dümpelten in ihr 300 Liter pro Sekunde. Anfang August hatte der für zuständige Flussmeister des Regierungspräsidiums, Bernd Walser, sogar nur 110 Liter gemeldet.

Gruben für die Dreisam
Nur auf besseres, sprich nasses Wetter zu warten ist aber weder die Sache von Bernd Walser und seinem Team, noch von den in der IG Dreisam engagierten Angelvereinen. Anfang August graben sie in einer spontanen Aktion beim Freiburger Stadtteil Lehen in der Dreisam eine Grube, an einer Stelle, wo seitlich ein kühles Rinnsal dem damals aufgeheizten Fluss zufließt. Claudio Schill vom Landesfischereiverband ist begeistert, über den Erfolg: Das schwerere kühle Wasser habe diese Tiefenstelle im Flussbett ausgefüllt und bot eine Zuflucht für die von damals 27 Grad warmen Flusswasser gestressten Fische. „Die haben das schnell entdeckt und sind in Massen da rein“ freut sich Schill. Und eine längere geplante Umgestaltung des Flussbettes auf Höhe der Brauerei Ganter konnte diese Woche rechtzeitig fertiggestellt werden. Auch hier geht es um Unterstände für Fische, die ihnen sowohl bei Trockenheit als auch bei Hochwässern Schutz bieten.

Der Faktor Grundwasser
Der Patient Dreisam braucht aber eine Langzeittherapie. Wenn das Flussbett trockenfalle, verschwänden dort auch Insektenlarven und andere Kleinsttiere, das Futter für Fische, erklärt Schill. Gerade Arten mit mehrjährigem Entwicklungszyklus fassten nur wieder Fuß, wenn sich solche Trockenphasen nicht häufig wiederholen, womit man aber rechnen müsse. Die IG Dreisam habe im Sommer den Fluss mit Temperaturfühlern abgesucht, so Schill, um Stellen zu finden, wo kühles Grundwasser eintritt. Mit diesem Wissen könne man jetzt überlegen, wo es Sinn mache im Flussbett weitere Überlebensnischen anzulegen.

Es müsse aber noch viel mehr geschehen. „Die Grundwasserstände sind zu niedrig“ so Schill, das trage zum Austrocknen der Flussabschnitte in der Ebene bei. Noch immer werde viel zu viel Regenwasser von Dächern und versiegelten Flächen über die Kanalisation abgeleitet. „Wir brauchen das Wasser aber hier, wir müssen viel mehr Versickerungsstellen schaffen“, erklärt Schill. Jeder Regentropfen, der im Boden versickern könne, helfe dem Grundwasser und damit auch den Flüssen.

Und dann wünscht sich Schill für 2023 einen „schönen mitteleuropäischen Sommer, so wie 2021“: nicht zu heiß und gerne mit viel Regen. Damals fiel die Dreisam nicht einen einzigen Tag lang trocken.
,,, Alles vom 25.9.2022 von Manfred Frietsch bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/viele-fluesse-in-der-region-freiburg-sind-zum-patienten-geworden–217582441.html

Einige Kommentare:
Grundwassersee des Oberrheingrabens hochpumpen
Herr Frietsch, Ihre Diagnose ist richtig. Und jetzt? Wollen wir unsere Bäche und Flüsse und ihre Fauna und Flora sterben lassen? Und unten drunter ist der riesige Grundwassersee des Oberrheingrabens, dort wäre Wasser genug, man müsste es nur hochpumpen, wie man das ja auch für die Trinkwasserversorgung macht. Und die Hälfte davon würde ohnehin wieder in Bach- und Flussbetten versickern und ins Grundwasser zurückwandern.
Beim Rothaus bei Breisach ist das Grundwasser so hoch, dass man ab dort die Möhlin aus dem Baggersee mit Wasser speist ( oberhalb des Sees ist die Möhlin meistens trocken ).
Auch weiter oben könnte man die Baggerseen anzapfen um der Möhlin Wasser zu geben. Man müsste nur, weil dort das Grundwasser etwas tiefer steht, mit einer kleinen Pumpe nachhelfen. Das sollte den Umwelt- und Wasserbehörden die Natur eigentlich wert sein. Und wenn jemand meint, solch eine Pumpe sei aber ein Eingriff in die Natur: Ja, aber dran schuld ist ein noch viel größerer Eingriff in die Natur, nämlich die Verbrennung der fossilen Brennstoffe über die letzten 200 Jahre. Und Korrektureingriffe müssen erlaubt sein, um wenigstens die Reste unserer Natur zu retten.
25.9.2022, W.B.

Ein informativer Beitrag von Manfred Frietsch. Auch weil er ohne das ideologiebeladene Modewort „Klimawandel“ auskommt, dafür aber auf die tolle Arbeit der IG Dreisam eingeht: Gruben für Fische und Nischen für den Grundwassereintritt ausbaggern. Nicht jammern, was tun. Es lebe die Dreisam, der Neumagen und die Möhlin!
25.9.2022, E.K.

W.B.: Der Grundwasserspiegel des Oberrheingrabens wird bereits von Gemeinden und Maisäckern beansprucht. Folge, dass der Grundwasserspiegel nicht unter ein Niveau absacken darf, sonst brechen die darauf gebauten Häuser in sich zusammen. Außerdem hängt er auch von der Gletscherschmelze in den Alpen ab. Ein Teil des Grundwassers wird bereits von den elsässischen Kaliminen versalzen. Breisach musste deshalb seine Leitungen erneuern, wird inzwischen von Hausen versorgt. In den nächsten Jahren fliesst das Salz weiter nach Norden und wird noch mehr Gemeinden erreichen und Landwirten noch Probleme bereiten.
25.9.2022, W.M.

Den Grundwasserspiegel könnte man aber auch erhöhen wenn wieder die Wuhre und Wehre eine gewisse Stauhaltung machen würden. Diese wurden aber wegen der Durchlässigkeit für Fische abgebaut. Somit fließt das Wasser wenn es denn da ist schneller ab. Früher gab es auch Nasswiesen. Diese sind ja fast komplett verschwunden. Da gäbe es auch entsprechende Möglichkeiten die gespeicherte Wassermenge in Flussumfeld zu erhöhen. Dazu kommt eine erhöhte Entnahme des Quellwassers für den Trinkwasserbedarf. Das reduziert auch die Wassermenge im Flußverlauf.

Es gibt aber immer Abwägungen was gerade wichtiger ist. Einfache Lösungen gibt es nicht, nur Konflikte die gelöst werden wollen.
Aber die Diskussion geht derzeit vorrangig um Kraftwerke, Holznutzung und Energieimporte. Der Wasserhaushalt ist leider nir ein Randthema.
25.9.2022, T.S.
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Weidetieren in der Region rund um Freiburg geht das Futter aus
Weil kein Gras nachwächst, müssen Landwirte in der Region ihr Vieh bereits mit dem Winterfutter versorgen. Sie hoffen jetzt alle auf anhaltenden Nieselregen – und denken über Alternativen nach.
Die Situation ist nicht überall in der Region die gleiche, aber man sieht es immer häufiger: Weidetiere stehen auf mehr oder weniger braunen Flächen statt auf grünen Wiesen. Die anhaltende Trockenheit verhindert, dass frisches Gras nachwächst. Dies hat zur Folge, dass Landwirte bereits jetzt im Sommer zufüttern müssen. Vielerorts konnte kein dritter und erst recht kein vierter Schnitt eingeholt werden – mit der Folge, dass ein Teil des Heus oder der Silage für die Winterfütterung der Tiere fehlt.

„Der erste Schnitt war gut, es hatte ja im Frühjahr ausreichend geregnet. Auch der zweite war meistens okay, nicht überall stimmte allerdings da schon die Qualität. Aber seit Juli wächst groß nichts mehr nach“
Martin Armbruster, BLHV

Je nach Höhenlage machen die Landwirte den ersten Grasschnitt im Mai oder Juni. Das Gras von den Weiden wird entweder als Heu getrocknet oder als Grassilage in Siloballen verpackt und im Winter ans Vieh verfüttert. „Der erste Schnitt war gut, es hatte ja im Frühjahr ausreichend geregnet. Auch der zweite war meistens okay, nicht überall stimmte allerdings da schon die Qualität. Aber seit Juli wächst groß nichts mehr nach“, fasst Martin Armbruster, Referent für Marktfragen beim Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV), die Situation zusammen. Allerdings sagt er auch, er könne keine einheitliche Lage beschreiben, man müsse jeweils die einzelnen Betriebe betrachten, allgemeingültige Aussagen wolle er nicht machen. Manche Regionen hätten seit vielen Wochen keinen Regen bekommen, in anderen seien Gewitterschauer niedergegangen, da sehe es besser aus, sagt er.
Viele Landwirte müssen bereits zufüttern, zum Glück sind in den meisten Scheunen noch Vorräte vom Vorjahr, das eher regnerisch war und einen guten Grasaufwuchs bot. „Für viele Weidetiere ist die Weide derzeit eher eine Joggingweide als ein gedeckter Tisch“, sagt Armbruster. Das Problem für die Landwirte seien die zusätzlichen Kosten, die sie durch den Zukauf von Heu, Grassilage oder Maissilage hätten. Futter sei ausreichend auf dem Markt, es gebe Regionen – auch in der Rheinebene – in denen traditionell Heu zum Verkauf gewonnen werde, auch weil Landwirte in der Ebene deutlich weniger Rinder hielten.

Für Maiserzeuger sei die Verarbeitung von Mais, der wegen der Trockenheit keine Kolben ausgebildet hat, zu Maissilage eine interessante Sache. „2018 war die Situation weitaus schlimmer, weil schon das Frühjahr so trocken war“, erzählt Armbruster.

Die Weiden von Martin Hättich, Milcherzeuger auf dem Reinerhof in St. Peter, geben kein Futter mehr her. „Der erste Schnitt war gut in Menge und Qualität“, sagt Hättich, der 25 Milchkühe samt Nachzucht hält und betont: „Ich muss jetzt schon zufüttern, im Moment brauche ich noch die Vorräte vom letzten Jahr auf, aber bald muss ich zukaufen.“ Hättich hat bestehende Verkaufsbeziehungen zu einem Saatmaiserzeuger aus der Rheinebene, der ihm Silage vom Vatermais liefern wird, der bei der Saatmaiserzeugung anfällt.
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Auch die Weideflächen von Valentin Sonner vom Heinehof in St. Ulrich, der Mutter-Kuh-Haltung betreibt, sind weitgehend abgefressen. Der Großteil seiner Tiere wird bereits mit Winterfutter gefüttert. „Ein Glücksfall ist, dass wir noch Vorräte vom letzten Jahr haben, dadurch bin ich noch relativ beruhigt“, sagt er, „länger als vier Wochen sollte die Trockenheit aber nicht mehr anhalten, denn danach dauert es noch mal vier Wochen, bis ein ordentlicher Bewuchs da ist.“ Insgesamt fehlten allen Landwirten 20 bis 30 Prozent der Futtermenge einer normalen Jahresernte, schätzt der Vorsitzende des BLHV-Ortsvereins St. Ulrich. Sonner weist darauf hin, dass die Weidflächen der Bergregionen mit ihren extensiv bewirtschafteten Weiden auch im kommenden Jahr unter den Folgen der diesjährigen Trockenheit leiden werden, weil gute Futtergräser von der Sonne verbrannt wurden und nicht ausgesamt haben.

Jochen Zipfel aus Buchenbach-Falkensteig ist Vorsitzender der Weidegemeinschaft Höfener Hütte. Vier Landwirte betreiben diese mit 54 Rindern auf der 48 Hektar großen Weidefläche rund um die Hütte hoch überm Dreisamtal. Die Lage dort sei auf jeden Fall besser als unten im Tal, wo er die Rinder, die auf seinem Hof verblieben sind, bereits seit der vorigen Woche zufüttern müsse, sagt Zipfel. „Wir hatten im Mai und Juni einen sehr guten Aufwuchs und hatten lange überlegt, ob wir heuen sollten. Heute sind wir froh, dass wir uns dagegen entschieden haben. Jetzt haben wir genügend Futter für die Tiere und können sie alle acht bis zehn Tage auf eine andere der vier Weiden umkoppeln.“ An feuchten Stellen wachse etwas Gras nach. Wenn kein Regen komme, reiche das Futter auf den Hochweiden bis Mitte Oktober. Bei guter Wetterlage bleiben die Rinder dort aber länger.
Wenn Klaus Hug seine Blicke schweifen lässt, ist ringsherum alles verdorrt, der Boden pickelhart. Selbst die kleine Ziegenherde, die vis-a-vis seines Hofs und des Selzenbächle ihr Refugium hat, tut sich schwer auf dem staubigen Hang. „Es ist viel zu trocken, es müsste dringend regnen, uns geht hier langsam das Wasser aus“, klagt Land- und Forstwirt Hug, der den Ziegen eine kleine Tanne geschlagen hat: „Damit sie wenigstens etwas Grünes zum Fressen haben.“

Hugs Kollege Roland Zimmermann, der mit seiner Familie weiter oben im Außenbereich Horbens lebt, blickt ähnlich sorgenvoll auf die braunen Wiesen. Mehrmals am Tag muss er seine Kühe mit Wasser versorgen, einen Tankwagen zieht er dafür mit dem Traktor wiederholt über die Felder. Das Problem: „Die Schüttung meiner Quellen geht massiv zurück“, sagt er. Ein Engpass tut sich im Münzenriedweg auf. Denn Familie Zimmermann hat auf dem Reeshof nicht nur Tiere zu versorgen, dort suchen auch viele Feriengäste Erholung. „Und alle brauchen Wasser“, sagt Zimmermann, der sich schon mit einem Plan B beschäftigt; „vielleicht muss ich noch eine zusätzliche Quelle auf meinem Land erschließen“.

Horbens Wassermeister Eugen Schneider sind die Klagen der Land- und Forstwirte bekannt. „Es ist fast überall das Gleiche, das Wehklagen auf den Höfen rings um den Ort ist groß“, berichtet er. Es mangelt erheblich an Regen, dazu fordert die große Hitze ihren Tribut. Das hat Auswirkungen auf Natur und Landwirtschaft, die Tierwelt dazu. Flüsse und Bäche trocknen aus, der Boden verhärtet. Auf den Feldern verdorrt das Gras, Hug füttert seine Kühe schon jetzt im Hochsommer mit Futter, das für den Winter gedacht war. „Es wächst ja nichts mehr nach“, sagt er und zuckt mit seinen Schultern; „mir bleibt gar nichts anderes übrig“. Gutes, saftiges Gras werden die Milchkühe auf den Wiesen in diesem Jahr wohl nicht mehr vorfinden. Und ob es im nächsten Jahr gedeihen wird, ist für Hug noch nicht ausgemacht. Er befürchtet vielmehr, dass „an vielen Stellen nur die kräftigeren Tiefwurzler wieder ordentlich nachwachsen“. Auf diese Sorten sind er und seine Kollegen aber nicht sonderlich erpicht: „Die schmecken den Tieren nicht so.“
Einige der in Horben von der Dürre betroffenen Landwirte denken schon mal über Alternativen nach. Dazu zählt auch Markus Buttenmüller, dessen Hof im Katzental steht. Eine zusätzliche Quelle erschließen? Dies sei eine Möglichkeit, sagt er. Womöglich aber eine, „die nicht so viel bringt“. Viele seien sowieso schon trocken, Wasser sprudle allgemein nicht mehr so wie einst.

Vielleicht, „wäre die geplante neue Wasserleitung hinauf auf den Schauinsland auch für uns in Horben eine Alternative“. Die Firma Badenova plant ein solches Vorhaben, profitieren könnten davon womöglich auch die Höfe in Horbens Außenbereichen. Hug und Zimmermann sind skeptisch. „Da muss man zuerst über die Kosten reden“, sagt Hug, der große finanzielle Belastungen fürchtet. „Da müssten ja über weite Strecken Leitungen gelegt werden.“

Aber wie soll es angesichts des immer spürbarer werdenden Klimawandels weitergehen? Das Schlimmste ist für Buttenmüller, dass er keine großen Wasserreserven mehr hat auf seinem Hof. Seine Tiere aber haben Durst. Im Schnitt säuft eine Kuh rund 100 Liter Wasser am Tag, da lässt es sich leicht ausrechnen, was, je nach Tierbestand, an Wasser auf den Höfen zusammenkommen muss. Das Studieren des Wetterberichts in den Medien wird zum täglichen Muss, ergänzt um den hoffenden Blick nach Regenwolken gen Himmel. „Aber seit Pfingsten passiert da ja nichts mehr“, sagt Buttenmüller.

Erste Landkreise haben auch in Baden-Württemberg dazu aufgerufen, kein Wasser mehr aus Flächen und Bächen zu entnehmen. In Horben sind die Landwirte davon nicht betroffen, sie weisen aber darauf hin, dass ein solches Verbot keine Entlastung bringen würde: „Die führen ja sowieso kaum noch Wasser.“ Bleibt nur die Hoffnung auf Regen. Aber einen Starkregen etwa könnte der mittlerweile steinharte Boden gar nicht aufnehmen, dass Wasser würde über die Felder hinab ins Tal rauschen. Hugs Sehnsüchte gehen in eine andere Richtung: „Drei Tage lang leichter Nieselregen, damit der Boden aufweichen kann, dann zwei Tage ordentlicher Niederschlag.“ Eine feuchte Woche also. Das, so meint er, könnte vorerst für Entlastung sorgen.
… Alles vom 15.8.2022 von Gabriele Hennicke und Michael Dörfler bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/weidetieren-in-der-region-rund-um-freiburg-geht-das-futter-aus–216101444.html