60 Nistkaesten – Mooswald

Der Bürgerverein Freiburg-Mooswald macht der Stadtteil-Natur aus Anlass seines 60-jährigen Bestehens ein besonderes Geschenk: 55 Vogel– und fünf Fledermauskästen im Gesamtwert von rund 1600 Euro wurden aus der Vereinskasse finanziert und am Samstagvormittag rund um den Flückigersee aufgehängt. Etwa 30 Stadtteil-Bewohner beteiligten sich an der zweistündigen Aktion, die vom Garten- und Tiefbauamt fachlich begleitet und durch Arbeitsmittel wie Handschuhe und Warnwesten unterstützt wurde.

„So viele Nisthilfen wie Vereinsjahre sollten es sein“, erläuterte Bürgervereins-Vorsitzender Horst Bergamelli die der Aktion zugrunde liegende Idee. Bei der Stadt stieß der Vorstand mit diesem Vorschlag auf offene Ohren: „Wohnungsnot herrscht in Freiburg nämlich nicht nur für Menschen, sondern auch für Vögel“, betonte Monika Borodko-Schmidt vom Garten- und Tiefbauamt. Während es im Seepark-Gelände ein gutes Nahrungsangebot gebe, seien Höhlenquartiere dort Mangelware. Die neuen Nisthilfen könnten jedoch nicht nur von rund einem Dutzend Vogelarten wie Kohlmeise, Kleiber und Gartenrotschwanz genutzt werden, sondern auch von Fledermäusen, Insekten und Siebenschläfern – entweder zur Brut oder als Schlaf- und Winterquartier. Damit die Nistkästen gut angenommen werden, musste sie an geeigneten Stellen aufgehängt werden. Um diese ausfindig zu machen, waren einige Vorüberlegungen nötig: Unter anderem erkundigte man sich bei der Ökostation, welche Vogelarten im Seepark vorkommen und was für Vorlieben sie haben – Zaunkönige zum Beispiel brüten gerne in dichtem Buschwerk. Auch die Baumarten spielten bei der Auswahl der Örtlichkeiten eine Rolle. So wurden bei der Kastanienallee besonders viele Meisenkästen angebracht. „Ein Meisenpaar samt Nachkommen vertilgt nämlich bis zu 70 000 Raupen“, so Borodko-Schmidt. Und bekanntlich seien die Rosskastanien ja sehr von der Miniermotte und deren Raupen geplagt.
Den Mitwirkenden blieb aber noch viel eigener Handlungsspielraum: Vorgegeben waren nämlich lediglich sechs größere Bezirke, innerhalb derer die einzelnen Bäume dann selbst ausgesucht werden konnten. Dass die „Wohnungsnot“ für Vögel tatsächlich groß ist, erlebten manche Helfer noch während der Arbeit: „Kaum hing der Kasten, war auch schon eine Kohlmeiste da“, lautete etwa die Beobachtung von Werner Kästle. Wie alle anderen verwendete der 80-jährige Naturliebhaber zum Anbringen der Nistkästen baumschonende Aluminium-Nägel und achtete zudem auf die Ausrichtung der Öffnungen: Diese sollen nämlich nach Südosten zeigen, damit sie weder der Wetterseite noch der prallen Sonne ausgesetzt sind.
Auch die kleinen Helfer kamen am Wochenende auf ihre Kosten: Zwar war es ihnen aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt, die Leitern selbst zu besteigen. Dafür konnten sie aber die Nisthilfen zu den Bäumen tragen und den Erwachsenen Hilfestellung leisten. „Das hat mir Spaß gemacht“, meinte beispielsweise der sechsjährige Lukas Schmidt.
Für ihn und die anderen Kinder gab es noch ein ganz besonderes Angebot: Außer den 60 am Samstag aufgehängten Kästen hatte der Bürgerverein nämlich 15 weitere Nisthilfen zum Selberbauen im Wert von 150 Euro spendiert. Diese wurden am Sonntagnachmittag in der Ökostation montiert und durften anschließend mit nach Hause genommen werden. Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik (Grüne) gratulierte den Verantwortlichen des Bürgervereins zum 60-jährigen Bestehen und bedankte sich für ihren großen Einsatz. „Sie engagieren sich sozial, aber auch für die Natur“, betonte die Dezernentin, die nicht nur ein Grußwort hielt, sondern auch selbst mit anpackte – passend zum Projekt „Freiburg packt an“. Nach getaner Arbeit lud Horst Bergamelli alle Helfer zu einer Kartoffelsuppe ins Fritz-Hüttinger-Haus ein.
27.11.2012, Andreas Braun

 

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