500 Jahre alte Scheune – Abriss?

Soll man eine ca 500 Jahre alte Scheune zum Abriß freigeben, die zum Ensemble eines Gastronomiebetriebs gehört, das sich mit dem Titel „Historisches Gasthaus“ schmückt? Nein, sagt das Gefühl. Nein, sagt Willi Sutter, sogar „der Ausbau der Scheune zu einem Vier-Sterne-Hotel“ ist möglich – und Sutter verweist auf zahlreiche von ihm im Dreisamtal sanierte (wachgeküsste) Baudenkmäler wie derzeit der Meierhof an der Kartaus.
Nein, sagt der Historiker: Ein Gebäude, das 500 Jahre bzw. 182.500 Tage Wind, Wetter und auch Kriegen getrotzt hat, darf man nicht „einfach so“ abreißen. das gilt auch f+r die Scheune vom Gasthaus Bären in KirchzartenZarten.
7.12.2019
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Alte Scheune Gasthaus Bären in Zarten – gegen Abriß
Tatsächlich stockte mir kurz der Atem, als ich im „Dreisamtäler“ vom Abriss der alten Scheune beim Gasthaus Bären in Zarten erfuhr. Das wäre ein großer Verlust in der kulturhistorischen Bedeutung des Ortes und stellt wieder einmal mehr den Sinn und Zweck des Denkmalschutzes in Frage. Wie kann sich jemand mit der Auszeichnung „Historisches Gasthaus“ schmücken, und dennoch ohne Scheu die historische, 500 Jahre alte Scheune zum Abriss freigeben? Und wer erteilt solche Genehmigungen? Ich bin überrascht ob dieser Gleichgültigkeit und Ignoranz. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sich solch historische Scheunen – als Zeugnis für nächste Generationen – durchaus retten lassen, auch in vermeintlich „abbruchreifem Zustand“ – siehe die Rainhof-Scheune. Ich weiß nicht, ob ich das zweifellos gute Essen im Bären auch in Zukunft noch unvoreingenommen genießen werde. Aber vielleicht besinnt man sich doch noch eines – aus meiner Sicht – Besseren.
4.12.2019, Dr. Rolf Selbner, https://www.dreisamtaeler.de
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Gasthaus Bären in Zarten bei Kirchzarten:
https://www.baeren-zarten.de/

zarten3baeren140529   Gasthaus Bären am 29.5.2014
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Abriß der Bärenscheine wäre kulturhistorischer Frevel
Die Scheune des Hofgutes Bären in Zarten gehört zu einem geschlossenen Hofgut, welches an der historischen Reisestrecke von Frankreich nach Österreich liegt. Es war eine der Stationen der Postkutschen auf dieser Reisestrecke. Zur Gemarkung Kirchzarten gehören vier dieser Reisestationen: der Bären, die Birke mit Birkenhofscheune, die Rainhofscheune mit ehemaligem Gasthaus und das Hofgut Himmelreich. Weitere Stationen an der Strecke sind der Schützen in Freiburg, die Posthalde, das Hofgut Sternen, das Posthäusle in Neustadt und die Adler Post in Neustadt. Dass alle diese Stationen erhal ten sind, ist deutschlandweit einmalig und von immenser kulturhistorischer Wichtigkeit. Der Bären ist eine der wichtigsten Stationen, da es dort auch noch eine eigene Posthalterei gab. Auch dieses Gebäude steht noch.
Ein Abriss der Bärenscheune wäre ein unsagbarer Verlust und unserer Meinung nach ein kulturhistorischer Frevel. Ein Erhalt der Scheune steht in keinerlei Widerspruch zu einem Ausbau der Scheune zu einem Vier-Sterne Hotel. Wir selbst waren an einer genehmigungsreifen Planung zum Umbau beteiligt und haben damit aufgezeigt, dass eine Umnutzung – auch unter Erhalt der historischen Substanz – möglich ist. Die Planung wurde damals von einem versierten Zimmermann, der an der Sanierung mehrerer historischer Höfe im Dreisamtal leitend beteiligt war und diese zu Vorzeige objekten gemacht hat, geleitet. Insofern ist der Erhalt auf jeden Fall möglich – nur wurde die Planung vom Bauherrn nicht umgesetzt.
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Dass nun ein Abriss angestrebt wird ist nicht nachvollziehbar. In diesem Zusammenhang soll es ein neueres Gutachten geben, das bei einer Sanierung einen erheblichen Verlust der historischen Substanz belegen soll. Wir zweifeln dieses Gutachten an und halten es für nicht tragfähig. Das Gleiche haben wir beim Meierhof der Kartaus erlebt. Auch hier haben namhafte Gutachter bestätigt, dass mehr als fünfzig Prozent der Substanz bei einer Sanierung verloren gehen würde, und damit einem Abriss den Weg geebnet. Nachdem massiver öffentlicher Protest eingesetzt hat und wir belegt haben, dass bei einer Sanierung weit mehr als achtzig Prozent der Substanz erhalten wird, wurde der Abriss gestoppt und inzwischen wird der Meierhof zu einem Vorzeigeprojekt saniert. Fertiggestellt wird er im nächsten Jahr.
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Sollten die Behörden einem Abriss der Bärenscheune zustimmen, wäre das ein Offenbarungseid. Es wäre für alle Bauherren, die Kulturdenkmäler erhalten müssen, ein Schlag ins Gesicht. Es stellt sich die Frage, warum ein Erhalt von Denkmälern wie die Talvogtei, die Birkenhofscheune, dem Rummlerhof, dem Bankschen Haus – die eine weitaus schlechtere Substanz wie die Bärenscheune hatten – möglich und von der Denkmalpflege gefordert war. Eine Entscheidung für den Abriss würde insofern Tür und Tor für weitere Abrisse von derart wichtigen Gebäuden rechtfertigen.
Das darf und kann nicht sein. Hier sind alle gefordert, denen die Kulturgeschichte ihrer Heimat wichtig ist. Zarten ist mit seiner großen Anzahl an Denkmälern ein Kleinod, welches einen erheblichen Verlust erleiden würde. Die Gemeinderäte sollten hier eine eindeutige Stellung gegen den Abriss beziehen, wenn die Beiträge von Kirchzarten zum Erhalt von wichtigen Kulturdenkmälern glaubwürdig bleiben sollen. Kirchzarten hat sich in den letzten Jahren über die Region hinaus einen Namen bezüglich dem Erhalt von Denkmälern und Geschichte gemacht und sollte diesen auch weiterhin festigen.
4.12.2019, Willi Sutter
für die Geschäftsführung der Sutter³KG Freiburg
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Hat es sich bald ausgezaubert in Zarten?
Der historischen Scheune droht der Abriss zugunsten eines Neubaus
Auch in diesem Jahr lockte der „Adventszauber“ zahlreiche Besucher zur weihnachtlich geschmückten Scheune auf das Areal rund um das „Gasthaus Bären“ in Zarten. Erstrahlte das Bärengelände mit seiner historischen Scheune in diesem Jahr zum letzten Mal im stimmungsvollen Lichterglanz? Seit Jahren ist der Abriss der Scheune zugunsten eines Hotel-Neubaus im 4-Sterne-Klassement Thema.
Damit würde die Handelsstraße, die einst Paris mit Moskau verbunden hat, ein weiteres Zeugnis des Posthaltereiwesens verlieren. Der über 500 Jahre alte Bären war lange Jahre eine bedeutende Poststelle. Der geplante Hotelneubau stößt indes nicht nur auf Freunde und Befürworter. Einerseits gibt es im Dreisamtal außer am Schauinsland keine Herberge im 4-Sterne-Segment, andererseits finden sich gerade in jüngerer Zeit hervorragende Beispiele, wie man alte Scheunen in eine sinnvolle und zeitgemäße Neunutzung herüberretten kann. Thomas Steinhart, der recht rührige Wirt des mit dem Prädikat „Historisches Gasthauses in Baden“ ausgezeichneten 5-Sterne(G)-Hauses, bestätigt die Abrisspläne, beteuert aber, dass der Adventszauber „sein Kind“ sei und definitiv weiterhin stattfindet. Egal ob neben der Scheune oder neben einem Neubau. Der 8. Adventszauber war also keinesfalls der letzte, wie manche Zeitgenossen befürchteten.
27.11.2019, https://www.dreisamtaeler.de

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