17. Juni: Kein Nationalfeiertag

Ich bin mit dem 17. Juni als Nationalfeiertag aufgewachsen. Der mutige Aufstand vom 17. Juni 1953, als gerade auch junge Männer sich den Panzern der russischen Besatzer entgegenstellten, war gerade für die junge Generation Ansporn für das Streben nach Freiheit und Mahnung gegen das Mitläufertum. Dies zählt heute alles nicht mehr (1).
Im Jahr 2023 wird zum 17. Juni 1953 geschwiegen bzw. mit Alibi-Veranstaltungen seelenlos abgehakt: In den Medien, in den Schulen, im Parlament (4), im Kulturbetrieb. Die Werte von Nation und Freiheit, für die die mutigen Aufständler in Berlin, Dresden, Leipzig usw. auf die Straße gingen, sollen dem Vergessen anheim fallen.

Nach 37 Jahren wurde der Nationalfeiertag vom 17. Juni abgeschafft bzw. umdatiert. Denn mit dem Einigungsvertrag von 1990 ist der 3. Oktober zum neuen Nationalfeiertag bestimmt worden, um als „Tag der Deutschen Einheit“ an die Wiedervereinigung zu erinnern, die „mit dem Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland … am 3. Oktober 1990 … vollendet“ wurde.

Aus welchem Grund sind Politik und Medien nicht willens, diesem „17 Juni 1953“ den ihm gebührenden Platz in der deutschen Geschichte einzuräumen? Warum wird des 70. Jahrestags des ostdeutschen Volksaufstands genauso wenig bzw. halbherzig gedacht wie des 175. Jahrestags der deutschen Revolution von 1848? Weil sich die politische Klasse in Berlin nicht wahrhaben will, daß wir eine Nation sind und sein wollen.

So bleibt der 17 . Juni weiter ein Nischenthema. Fragen Sie mal einen Schüler, Auszubildenden oder Studenten, was am 17. Juni 1953 geschah – „keine Ahnung“. Der Bundestagsinitiative von 2015 „für ein Denkmal zur Mahnung und Erinnerung an die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft an einem zentralen Ort in Berlin vorzubereiten und zu begleiten “ wurde nicht nachgekommen. Es gibt weiterhin keinen zentralen Gedenkort für die vielen Opfer des 17. Juni 1953 . Es soll also in Deutschland beim „vergessenen Aufstand“ (Hubertus Knabe) bleiben (2).
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Es ist zu befürchten, daß es beim 17. Juni 1953 als dem „vergessenen Aufstand“ bleiben wird. Michael Klonovsky führte in seiner Rede zum 17. Juni 2023 folgende Gründe an:
a) Das in Politik und Medien aktuell verbreitete Narrativ lautet: Am 17. Juni 1953 wie auch am 9. November 1989 sind die Ostdeutschen nicht für „ein Volk“ bzw. „das Volk“ auf die Strasse gegangen, sondern für Weltoffenheit und EU. Die Nation spielte hiebei keine Rolle.
b) „1953 und 1989 erhoben sich Menschen für ihre Freiheit, für die deutsche Einheit und gegen den Sozialismus„. Wobei letzteres heute nicht gelten darf.
c) „Die Wiedergeburt der Deutschen Nation, die sie für tot, zumindest für historish überholt hielten, haben die Linken speziell den Ossis nicht verziehen“.
d) „Die einzige logische Konsequenz aus dem 17. Juni zu ziehen ist – Nie wieder Sozialismus!“
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Jeder souveräne Staat hat seinen Nationalfeiertag, an dem die Bürger alljährlich zusammenfinden. Und der weder umdatiert noch umbenannt wird und der schlicht und einfach „Nationalfeiertag“ heißt. Hierzulande ist es anders. Da heißt die Fussball-Nationalmannschaft nur „Die Mannschaft“ und der „Nationalfeiertag“ eben „Tag der Deutschen Einheit“. Denn Nation darf nicht sein.
Gleichwohl: „Vive la France – Vive la nation!“ wird der Franzose am 14. Juli sagen. Und die Französin auch. Und bei den Italienern, Polen und Spaniern entsprechend ebenso.
15.6.2023
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Ende von Beitrag „17. Juni: Kein Nationalfeiertag mehr“
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Beginn von Anlagen (1) – (7)
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(1) 17. Juni – ein Webfehler deutscher Demokratiebewegung?
Die Kriegs- und Nachkriegsgeneration ist mit dem „Tag der deutschen Einheit“ groß geworden – nicht nur als gesetzlicher Feiertag, sondern auch inhaltlich. Der niedergeschlagene Volksaufstand in Ostdeutschland wurde in Westdeutschland postwendend zum Nationalfeiertag proklamiert, zum Dreh- und Angelpunkt demokratischer Werte stilisiert, im öffentlichen Erinnern dann zunehmend verwässert und 1990 endgültig als Identifikationsereignis deutscher Demokratieentwicklung ersatzlos gestrichen.
Der gleichnamige Ersatz „Tag der Deutschen Einheit“ am 3. Oktober, jetzt mit großgeschriebenem „D“, ist ein politiktechnisches Datum ohne Bezug zum Volk.
Zum Gedenken an „70 Jahre Volksaufstand“ in der SBZ (Sowjetisch besetzten Zone) wird am Freitag, 16. Juni 2023, von 17 Uhr bis ca. 18 Uhr zu einem Gedankenaustausch in den Saal des Restaurants/Pizzeria „La Corona“, Littenweilerstraße in Freiburg-Littenweiler, eingeladen. Zeitzeuge der Entwicklung und Autor Paul Busse führt mit einer kurzen Rückschau zur öffentlichen Erinnerungskultur mit dem Volksaufstand und ähnlichen historischen Ereignissen in das Thema ein. Der Eintritt ist frei auf Spendenbasis.
17-Juni-1953-PaulBusse231606.pdf
15.6.2023, Paul Busse
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(2) 17. Juni 1953 – Der große Aufstand
Lieblingsbeschäftigung deutscher Intellektueller: hochnäsig ihr eigenes Volk durch den Kakao ziehen mit einem Ausspruch des Bolschewisten Lenin. Dieser mokierte sich 1918 über die Revolutionsunlust der Deutschen, sie lösten erst brav am Schalter eine Bahnsteigkarte, bevor sie einen Bahnhof stürmten. Indes beweisen Deutsche 35 Jahre später, am 17. Juni 1953, das Gegenteil. In der gesamten DDR, flächendeckend in über 500 Städten und Gemeinden, gehen anderthalb Millionen Menschen auf die Straße, stürmen Rathäuser und Behörden. Der Historiker Hubertus Knabe würdigt den 17. Juni als „erste Massenerhebung gegen ein totalitäres Regime in der Geschichte“.
Noch vor den großen Aufständen im russischen Workuta 1953, in Ungarn 1956, der Tschechoslowakei 1968 oder der Solidarność in Polen gingen die Deutschen auf die Barrikaden – gegen das kommunistische Zwangssystem, für demokratische Wahlen und die Wiedervereinigung Deutschlands.
Ohne das Eingreifen der sowjetischen Truppen – und wohlgemerkt das Stillhalten der Westmächte – hätte der 17. Juni das Ende der SED-Herrschaft besiegelt. Erst die Panzer der Roten Armee konnten den Aufstand blutig niederwerfen.
Es gibt einen Grund, weshalb Deutschland sich so stiefmütterlich seiner positiven Geschichte erinnert.
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Bis 1989 war der 17. Juni das Trauma der SED. Sie vergaß nie, sie hatte die Deutschen nicht hinter sich. Nicht auf der Zustimmung des Volkes, sondern auf 500.000 Sowjetsoldaten und einem immer engmaschigeren Überwachungs- und Unterdrückungssystem fußte die Macht des „Arbeiter- und Bauernstaates“. Als Sowjetrußland auf den Bankrott zusteuerte, zerfiel auch die Macht der SED. Die friedliche Revolution von 1989 war mit dem 17. Juni verbunden.
Warum ist Deutschland – in Gestalt seiner politisch tragenden Kräfte – nicht in der Lage, diesem herausragenden Datum der deutschen Geschichte einen herausgehobenen Platz einzuräumen? Warum gibt es nur wenige, versteckte und stiefmütterliche Erinnerungsorte an diese deutsche Erhebung? Warum gibt es kein großes deutsches Freiheitsmuseum in Berlin?
Trotz der späten, gerade noch rechtzeitigen Wiedervereinigung 1990 hat die den gesellschaftlichen Diskurs bestimmende politische Klasse sich nicht damit angefreundet, daß wir eine Nation sind und sein wollen. Es soll deshalb auch keine positive und bestimmende Nationalerzählung geben. Deshalb wird nicht nur des 17. Juni, sondern auch des 175. Jahrestages der deutschen Revolution von 1848 halbherzig gedacht. Stattdessen dominiert die Erzählung einer historisch widerlegten Nation, deren Geschichte von vornherein auf einen Irrweg ausgelegt war. In dieser Selbstverleugnung wurzelt die neudeutsche Hybris, alle Welt solle es uns gleichtun und sich von der Nation als Ordnungsprinzip verabschieden.
… Alles vom 17.6.2023 von Dieter Stein bitte lesen in der JF 25/33, Seite 1
https://www.junge-freiheit.de

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(3) Volksaufstand, fast vergessen!
Anlässlich des 70ten Jahrestages und der Tatsache, dass der 17. Juni 1953 immer mehr in Vergessenheit gerät, obwohl es sich um die größte Erhebung im Machtbereich der UdSSR handelte, möchte ich hier an das Geschehen und seine Wirkungen, beziehungsweise eher fehlenden Wirkungen auf Deutschland erinnern.

Aufstand und Niederschlagung
Um den 17. Juni 1953 kam es in über 700 Städten und Gemeinden der DDR zu Demonstrationen und Streiks. Weit über tausend Betriebe wurden spontan und mit über einer Million Teilnehmern bestreikt. Die SED-Bezirksleitungen in Halle und Magdeburg und andere öffentliche Einrichtungen wurden erstürmt, zwölf Gefängnisse mit rund 1.400 Häftlingen befreit. Ein Schock für die angeblichen Vertreter der Arbeiter und Bauern, dass Wiedervereinigung und freie Wahlen gefordert wurden und wenig Lust auf zentral geplante Normen und Kader bestand!
Der Volksaufstand wurde innerhalb weniger Stunden durch die sowjetische Besatzungsarmee niedergeschlagen und in Blut und Tränen erstickt. Mindestens 125 Menschen wurden erschossen oder hingerichtet, darunter 41 Sowjetsoldaten, die sich weigerten auf Deutsche zu schießen. Laut Recherchen des Historikers Ilko-Sascha Kowalczuk wurden rund 25.000 Deutsche aus Ost und West direkt nach dem 17. Juni verhaftet und teils zu hohen Haftstrafen verurteilt.
Was heute kaum noch jemand vor Augen hat: Die sowjetische Besatzungsmacht ließ 18 Verhaftete standrechtlich erschießen. Die Zeitzeugen Johannes Rink und Wolfgang Stiehl von der Vereinigung der Opfer des Stalinismus erzählten mir vor etwa zwanzig Jahren persönlich von der Willkür, wen die Stalinisten sich dabei griffen und ermordeten.
Am 18. Juni wurden nach kurzer Verhandlung zwei Magdeburger standrechtlich erschossen, der eine war der ihnen persönlich bekannte CDU-Mann Herbert Strauch, der andere Alfred Dartsch. Ernst Jennrich wurde in Magdeburg als dritter zum Tode verurteilt und am 20.3.54 enthauptet. Diese Willkür zeigt die Dimension und die maximale Härte der Niederschlagung.

Verblassende Details
Wenn das Recht auf Versammlungsfreiheit und Demonstrationen als selbstverständlich betrachtet wird, sollte man sich damit auseinandersetzten, dass in jüngerer Vergangenheit Menschen eingesperrt wurden, weil sie ihre Meinung verkündeten, Flugblätter verteilten oder demonstrierten.
Die Geschundenen von damals sind froh, dass diese Zeit vorbei ist, und gleichzeitig verärgert, dass sie als politische Häftlinge, die 15 Jahre und mehr im Knast saßen, aus dieser Zeit keine Rentenansprüche haben und sich daher jetzt in der sozialen Absicherung ganz unten wiederfinden.
Noch unverständlicher war für die Herren Rink und Stiehl, dass die ehemaligen Täter ihre vollen Zuschläge bei der Rente durchsetzen konnten. Diese Zuschläge waren eigentlich in der DDR für Professoren und verdiente Menschen gedacht, wurden aber allen „verdienten Genossen” überwiesen.
Zur Sprache kam in unserem Austausch auch, dass der 17. Juni ab dem Jahr 1953 in der Bundesrepublik zum Feiertag erklärt wurde, der dann aber völlig in Vergessenheit geriet und schließlich durch den 3. Oktober als Tag der deutschen Einheit ersetzt wurde.
Interessant für mich war auch zu erfahren, dass die Stasi die Trennung von Exekutive und Legislative aufgehoben hatte und in einem Abwasch die Ermittlungen durchführte, verurteilte und die Haft überwachte.
Um zu verstehen, was mit den tausenden von Gefangenen des 17. Juni passiert war, empfahlen mir die beiden Zeitzeugen den Besuch des Stasigefängnisses für „Politische“ in Hohenschönhausen, Berlin, in der nach 1945 eine Anlage gebaut wurde, die unüberwindbar war, in der die Insassen für 16 Pfennig die Stunde zwangsarbeiten mussten und in der auch Wasser- und Dunkelzellen zu sehen sind. Angeblich gab es zu der Zeit insgesamt 60.000 politische Gefangene!
Bemängelt wurde von den beiden Herren, dass die Geschichte der DDR heute völlig verklärt wird und auch z. B. in der Schule untergeht. So sieht der Lehrplan nur neun bis zwölf Stunden für die Geschichte nach 1945 vor, nach dem Vietnamkrieg bleibt keine Zeit mehr für die 50er Jahre. Sie sprachen Lehrer darauf an und hörten: „… das tut mir leid für Sie… aber was soll ich machen… die Schüler werden ja sofort fragen: Was haben Sie denn damals gemacht …?“

Was bleibt?
Wie viel mehr Respekt muss man vor diesem Hintergrund vor den Menschen haben, die sich 1989 vorsichtig in Kirchen versammelten und dann, nur mit Kerzen bewaffnet, nach draußen trauten, im Wissen, dass die geballte bewaffnete Macht bereitstand und es wieder blutig hätte enden können?
Und der Westen? Ist der 17. Juni für die dominierende westdeutsche Linke ein blinder Fleck, was die Machtausübung in der Realität bedeutete? Klaus Schroeder vom Forschungsverbund SED-Staat an der Freien Universität Berlin wies am 14. Juni 2003 in der „Welt“ auf die erstaunlichen Entwicklungen des Westens hin, dass die Autoren der „Sinus-Studie” 13 Prozent der wahlberechtigten Westdeutschen als „rechtsextrem” einstuften. Rechtsextreme Pluspunkte auf der Skala erhielten zum Beispiel diejenigen, die die Frage verneinten, „Man sollte sich endlich damit abfinden, dass es zwei deutsche Staaten gibt”, und angaben, sie würden auch an einer „Kundgebung zum Tag der Deutschen Einheit (17. Juni) an der Grenze zur DDR teilnehmen”.
Im Kern haben einflussreiche Teile des Westens das SED-Narrativ vom „faschistischen Putsch” in Bezug auf den 17. Juni übernommen. Ohnehin hat der Zeitgeist Schlagseite und verkennt das Leid der einfachen Menschen, die sich spontan erhoben haben, auch weil eine Wirtschaftsordnung ohne Unternehmer in einer wirtschaftlichen Schieflage und realem Wohlstandsverlust münden muss.
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Der 17. Juni ist ein bedeutender Tag der deutschen Geschichte und eine frühe Absage an den real existierenden Sozialismus. Ein Tag von besonderer Bedeutung vor allem für jeden, der sich in der Tradition der Freiheit sieht. Fragen Sie die Landes- und Bundeszentrale für politische Bildung, was diese zum Thema beisteuern, z. B., ob Sie folgende Bücher erhalten können:
Anne Haertel: „Die Ereignisse um den 17. Juni 1953 im Bezirk Magdeburg“;
Hermann-Josef Rupier: „…und das wichtigste ist doch die Einheit“ oder
Konrad Breitenborn: „Tage zwischen Hoffnung und Angst“.
Jeder Leser ist eingeladen den 17. Juni zu seinem persönlichen Feiertag der Freiheit zu machen.
… Alles vom 16.6.2023 von Christian Köhler bitte lesen auf
https://www.dersandwirt.de/volksaufstand-fast-vergessen/

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(4) Bundestagsdebatte zum Volksaufstand vom 17. Juni 1953
Zu Beginn der 110. Sitzung erinnert der Bundestags am Freitag, 16. Juni 2023, an den Volksaufstand in der DDR vor 70 Jahren am 17. Juni 1953; Ab 9 Uhr und dauert eine Stunde.
https://www.youtube.com/watch?v=mIsFslPkZeU
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Bundestag: Vereinbarte Debatte zum Gedenktag 17. Juni 1953
Aus Anlass des nationalen Gedenktages an den Volkaufstand in der DDR 1953 kommt der Bundestag zu einer einstündigen Vereinbarten Debatte zusammen.
https://youtu.be/R9tvUZ3osYg
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Disput zwischen Kay-Uwe Ziegler mit Wolfgang Kubicki am 15.6.2023:
https://philosophia-perennis.com/wp-content/uploads/2023/06/ssstwitter.com_1686984955903.mp4?_=1
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(5) 17. Juni: Vize-Kanzler Habeck schwänzt demonstrativ die Nationalhymne
Wenn Schweigen mehr sagt als viele Worte
Wer als Vize-Kanzler einer der höchsten Repräsentanten unseres Landes ist und auf dessen Kosten lebt – bis hin zum Ministeriums-Photographen, der ihn mit Steuergeldern in Szene setzt – der sollte in meinen Augen auch Achtung vor dem Land zeigen, von dessen Bürgern er mit der Regierungsverantwortung betraut wurde.
Habecks demonstratives Schweigen ist geradezu eine Ohrfeige für die Bürger in diesem Land. Vor allem wegen der Vorgeschichte. Der Minister ist bekannt für Aussagen wie die, dass er – anders als mit dem Geld der Steuerzahler – „Vaterlandsliebe stets zum Kotzen fand“ und mit „Deutschland nichts anzufangen weiß”.

Eine Nutzerin schreibt: „Diese #AmpelDesGrauens unter Führung von #Habeck schafft alles, was Deutschland ausgemacht hat, ab. Rollkommando-Habeck hat kein Problem mit Nazi-Sprech, wenn es SEINER Ideologie dient. Das einzige, das er an DE wohl nicht „zum kotzen“ findet, ist Leidensfähigkeit der Deutschen.“
„Rollkommando“ ist eine Anspielung darauf, dass Habeck kürzlich angesichts der Polizeieinsätze bei den Klimaklebern die Polizisten als „Rollkommando“ bezeichnete – ein Begriff, mit dem in der Geschichte rechtsextremistische Gruppierungen bezeichnet wurden, die gewaltsam Andersdenkende überfielen. Die heutige Polizei sprachlich mit diesen gleichzusetzen, zeugt von erheblichem Fremdeln mit den Ordnungshütern.
Es ist eine bizarre Situation, wenn jemand, der so mit seinem Land, dessen Traditionen und Institutionen fremdelt, eine der Spitzenpositionen in dessen Regierung innehat. Das Resultat können wir beinahe täglich bewundern.
… Alles vom 16.6.2023 bitte lesen auf
https://reitschuster.de/post/vize-kanzler-habeck-schwaenzt-demonstrativ-die-nationalhymne/
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Einige Kommentare:
Warum sollte Habeck auch mitsingen? Er arbeitet meiner Meinung nach für bzw. im Auftrag der Amerikaner an der Deindustriealisierung/Zerstörung Deutschlands. Dafür wird er wohl von US-Milliardären auch fürstlich entlohnt werden. Um das ohne Gewissensbisse tun zu können, muss man unser Land abgrundtief hassen. Und deshalb konnte er auch nie etwas mit Deutschland anfangen. Das hat er ja sogar vor Jahren in einem TV-Interview selbst eingeräumt. Habeck führt einen Krieg gegen Deutschland und seine Einwohner. Konsequent und gnadenlos. Wo „Klimaschutz“ drauf steht, steckt Ausverkauf, Entrechtung, Verarmung und Umverteilung nach oben drin J.L.
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Naja – doll haben alle nicht mitgesungen. Es war eher eine verkrampfte Darstellung – im Vergleich zu den Amerikanern oder anderen Nationen. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn viele mit Mundschutz dagestanden hätten M.M.
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An seinem Gesichtsausdruck konnte man deutlich erkennen, wie sehr er Deutschland verachtet… Es überrascht mich nicht, aber das so deutlich zu sehen macht mich trotzdem fassungslos! D.N.
Ende Kommentare
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(6) 70 Jahre 17. Juni: Gestohlene Erinnerung
Den Deutschen Untertanengeist und mangelnde Freiheitsliebe vorzuwerfen, ist reichlich wohlfeil. Den besten Gegenbeweis liefert der 17. Juni 1953. Setzen wir denen, die an diesem Tag vor 70 Jahren das SED-Regime fast zu stürzen vermochten, doch endlich ein würdiges Denkmal!

Im Ausland wäre das Herunterspielen eines solchen nationalen Ereignisses undenkbar. Unter den deutschen Gedenk- und Feiertagen fristete dieser Tag lange ein Schattendasein, das seiner Bedeutung in keiner Weise gerecht wird; einer Bedeutung, die Hubertus Knabe auf den Punkt bringt (1):
„Dabei gab es in der deutschen Geschichte keine andere Revolution, die ein auf Gewalt und Unterdrückung beruhendes Herrschaftssystem so schnell, so flächendeckend und so vollständig aus den Angeln hob.“
Dies hat Knabe in seinem sehr lesenswerten Buch „17. Juni 1953. Ein deutscher Aufstand“ (von dem gerade eine Neuauflage erschienen ist) dankenswerterweise herausgestellt. Dass nämlich den Deutschen gelungen war, wenngleich auch nur für einen Tag oder für wenige Stunden, ein verbrecherisches Regime komplett aus den Angeln zu heben, es in Angst und Schrecken zu versetzen, ist bis heute den wenigsten bekannt. Diese mangelnde Wahrnehmung steht in keinem Verhältnis zum Erfolg der Aufständischen vor der Niederschlagung durch die sowjetische Besatzungsmacht; dies umso mehr, als es keinen zentralen Anführer und keine zentrale Organisation dieser landesweiten Proteste gab. Der Massenprotest kam gerade am 17. Juni 1953 aus dem Volk heraus. Es waren Menschen wie du und ich, die auf die Straße gingen.

In der Zeit vom 16. bis 21. Juni erhoben sich insgesamt über eine Million Menschen zwischen Ostsee und Erzgebirge, zwischen Elbe und Oder, in allen Landesteilen, in über 700 Städten und Gemeinden sowie in über 1.000 Betrieben und Genossenschaften gegen die von den Sowjets aufoktroyierte kommunistische Gewaltherrschaft und gegen die Teilung Deutschlands (4). Die Deutschen standen dabei für Ziele und Werte ein, die der Westen sich auf seine Fahnen geschrieben hatte. Und sie gaben damit dem ganzen deutschen Volke nichts weniger als ein Stück seiner Würde zurück. Wie kann es angehen, dass dies ausgerechnet in ihrem eigenen Land vergessen wird?
Zunächst hatte man dem Aufstand in der Bundesrepublik nach seiner Niederschlagung durch sowjetische Panzer auch alle Ehre erwiesen und der Toten gedacht, wiewohl der offizielle Westen zum Zeitpunkt des Geschehens eher unsicher bis abweisend auf die Proteste reagiert hatte.

Setzen wir ihrem Freiheitskampf vom 17. Juni 1953 doch endlich ein würdiges Denkmal, das sie mehr als verdient haben. Wer an dieses herausragende Datum der deutschen Geschichte nicht mehr erinnern will, der sollte sich nicht über einen tatsächlich oder doch eher vermeintlich mangelnden Willen der Deutschen zur Freiheit wundern – und erst recht nicht darüber beklagen. Das eine bedingt vielmehr das andere.
Verweisen wir also endlich auf jene Vorbilder aus unseren eigenen Reihen, die wir sehr wohl haben. Ehren wir sie und ihre Opfer in angemessener, würdiger Weise – wenigstens einmal im Jahr, am 17. Juni. Lassen wir, wo immer dies noch möglich ist, endlich auch Zeitzeugen selbst sprechen. Wer nicht einmal dies fertigbringt, der kann nicht verlangen, dass die Heutigen in vergleichbaren Situationen große Opfer zu bringen bereit wären. Denn sie sehen ja, was sie davon hätten. Für ihren Mut des Aufbegehrens ernteten sie am Ende doch nur eines: Entweder werden ihre Bemühungen kleingeredet, gar lächerlich gemacht, oder sie verfallen der damnatio memoriae. Ein bitteres Fazit zum 70. Jahrestag des 17. Juni.
… Alles vom 17.6.2023 von Sabine Drewes bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/70_jahre_17_juni_gestohlene_erinnerung

Sabine Drewes ist im freien Teil des damals noch geteilten Deutschlands aufgewachsen und beschäftigt sich seit ihrer Jugend mit diversen Aspekten rund um das Thema Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands.

Quellen und Empfehlungen zum Weiterlesen:
Hubertus Knabe: 17. Juni 1953. Ein deutscher Aufstand. Ullstein (Ausgabe 2003)
Andreas H. Apelt, Jürgen Engert (Hrsg.): Das historische Gedächtnis und der 17. Juni 1953. Mitteldeutscher Verlag 2014, Seite 36/37
Ilko-Sascha Kowalczuk: Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in Wissenschaft und Erinnerungskultur. PDF-Dokument, 2013,

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(7) Wolfgang Liebehenschel erlebt den 17.Juni 1953 als Schüler
„Es war völlig unglaublich!“
…. Liebehenschel: Ich war 17 und der 17. Juni 1953 begann als gewöhnlicher Schultag. Natürlich aber hatten wir gehört, was tags zuvor in Berlin passiert war: Aus Wut über die Erhöhung ihrer Arbeitsnormen durch die SED waren Bauarbeiter der Ost-Berliner Stalinallee und Hennigsdorfer Stahlbauer spontan in einem Protestmarsch durch die Hauptstadt gezogen. Der Funke sprang über, und nun ging es überall in der DDR los, auch bei uns in Görlitz. Arbeiter strömten aus den Betrieben, zogen an unserer Schule vorbei zum Stadtzentrum und riefen: „Weg mit den Normen!“ und „Der ‘Spitzbart’ muß weg!“ Gemeint war SED-Chef Walter Ulbricht, der die Macht im Staat hatte. Das war absolut unglaublich!

Und da haben Sie sich angeschlossen?
Liebehenschel: Nein, denn vor der Schule waren mit Kleinkalibergewehren bewaffnete FDJ-Mitschüler postiert. Kaum aber war die Schule aus, hielt uns nichts mehr, und wir haben kräftig mitgemischt.

Was passierte?
Liebehenschel: Erst wollte die Feuerwehr uns von der Straße spritzen, aber keine Chance! Am Postplatz dann wurden Häftlinge aus dem Gefängnis geholt.

Sie meinen, nur die Politischen?
Liebehenschel: Alle. „Die Kriminellen“, hieß es, „können wir ja später wieder einfangen!“

Was war mit den Polizisten und Parteifunktionären?
Liebehenschel: Davongejagt, quer durch die Menge. Dabei setzte es auch manchen Hieb und Tritt, aber keiner wurde ernsthaft mißhandelt. Sinnlos zerstört wurde ebenso nichts, außer der SED-Propaganda. Am Obermarkt waren wir schließlich mindestens 35.000 Menschen, bei damals 100.000 Einwohnern! Der Bürgermeister wurde ab- und eine demokratische Stadtregierung eingesetzt: Görlitz war die einzige Großgemeinde der DDR, die am 17. Juni ein freies, demokratisches System gewählt hat! Inzwischen wurde auch „die deutsche Einheit gefordert“ und „Weg mit der Oder-Neiße-Grenze!“, die Görlitz ja teilte. Und schließlich erhob sich die dritte Strophe des Deutschlandliedes – ein unglaubliches Erlebnis, weil wir uns in diesem Moment alle so verbunden fühlten. Es war unser „Choral von Leuthen“, und so mancher weinte vor Ergriffenheit. Auch mir kamen fast die Tränen, und in diesem Augenblick dachte ich: „Wir haben es geschafft! Ab heute haben wir Demokratie und werden frei sein!“

Bis die Russen kamen.
Liebehenschel: Ja, unsere Freiheit währte nur einen Nachmittag. Dann, gegen vier Uhr, rollten sie an, Sowjetsoldaten auf LKW, Panzerwagen, schließlich dröhnend und kettenrasselnd zwei, drei Kampfpanzer. Die Kolosse begannen, sich in die Menge zu schieben – ganz langsam, das muß man anerkennen. Auch sah ich einige Soldaten den Helm abnehmen und winken. Die aber, wurde später gemunkelt, habe man danach schwer bestraft. Immer mehr drängten uns die vorstoßenden Fahrzeuge in die Seitenstraßen, unterstützt vom bedrohlichen Herumschwenken ihrer Geschütztürme, was enorm einschüchterte. Dann wurde ein Versammlungsverbot bekanntgegeben, und alles begann sich zu zerstreuen. Bis auf eine Ecke des Platzes, wo statt der Sowjets DDR-Volkspolizisten eingesetzt wurden. Die aber machten keinen Eindruck, sondern bekamen von der Masse Prügel angedroht und wurden übel beschimpft: Verräter! Schweine! Lumpen! etc., so daß sie nicht wagten, die Waffe zu heben. Da aber alles in Auflösung begriffen war, leerte sich schließlich auch diese Ecke.

Dann begann das Strafgericht?
Liebehenschel: Erst noch das: Vor drei Uhr waren wir zur Schule gerannt. Einige Abiturienten trafen auf den Konrektor, und einer klebte ihm spontan eine Ohrfeige, zack. Der floh und schloß sich ein. Die Jungs machten kehrt und halfen, die Schule von politischer Propaganda zu säubern: Spruchbänder, Fahnen, Bilder etc., alles flog durch die Fenster auf den Hof. Sonst wurde allerdings nichts zerstört.

Erstaunlich, wenn man bedenkt, was heute bereits an gewöhnlichen Tagen in manchen Schulen los ist.
Liebehenschel: Unsere Penne zu zerstören ist uns gar nicht in den Sinn gekommen. Stattdessen setzten wir ein Manifest für eine demokratische Schule auf – doch auch das blieb ein Traum. Der, der den Konrektor geohrfeigt hatte und ein anderer flohen noch am selben Tag nach West-Berlin und kamen nie wieder nach Hause. Einige Schüler, die von uns, wir waren etwa hundert, als Schülervertreter zum Rathaus delegiert wurden, blieben eine oder mehrere Nächte in Polizeigewahrsam. Alle wurden aber wieder entlassen, ohne weitere Folgen.

Es gab keine Strafen?
Liebehenschel: Nein, für uns wurde wohl eine Art stille Amnestie erlassen. Ob aus Nachsicht oder um weiteren Unmut zu vermeiden, weiß ich nicht.

Wurden in Görlitz Aufständische bestraft?
Liebehenschel: Ja, über Tage hinweg wurden viele verfolgt, verhaftet, verhört und eingesperrt. Der Rechtsanwalt, von dem man glaubte, er habe die Zellen der Häftlinge aufgeschlossen, bekam fünf Jahre, abgesessen drei. Der Radiogeschäftsmann, der den „Stadtfunk“ – ein System von Lautsprechern, um die ganze Stadt mit SED-Propaganda zu beschallen – für uns umfunktioniert hatte, wurde zum Tode verurteilt, später von den Sowjets zu Lebenslänglich begnadigt. Aber es gab auch andere Schicksale. Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, daß ein Demonstrant von Polizisten in eine Kiste gesteckt und diese zugenagelt und nach Dresden gebracht wurde. Als man sie dort öffnete – war er tot.

Und Sie?
Liebehenschel: Mich ließen sie in Ruhe. Doch früh am Morgen des 18. Juni weckte mich ein monotones Klatschgeräusch. Ich sah aus dem Fenster: Panzer mit drohend erhobenen Kanonenrohren walzten durch unsere Wohnstraße, so langsam, daß zu hören war, wie sich jedes einzelne Kettenglied klatschend auf dem Pflaster ablegte, um uns einzuschüchtern. Unser Weg in die Freiheit, Demokratie und in ein gemeinsames Deutschland war begraben unter den Ketten der sowjetischen Panzer.

Nicht auch unter den Stiefeln der Volkspolizei?
Liebehenschel: Nein, die hätte uns nicht mehr unter Kontrolle bekommen, und vermutlich wäre ein Teil übergelaufen. Ohne die Rote Armee wäre der 9. November 1989 bereits der 17. Juni 1953 gewesen.

Was haben Sie aus dem Scheitern geschlossen?
Liebehenschel: Neben der Verfolgung reagierte die SED mit Zugeständnissen, um die Lage zu beruhigen, etwa wurde die Normerhöhung revidiert, im Schulunterricht weniger ideologisiert. Doch nur ein gutes Jahr später war alles wie zuvor. So bin ich 1955 auch nach West-Berlin, wo ich noch ein Jahr zur Schule ging. Und was war das für eine völlig andere Erfahrung! Hier konnte man den Lehrern widersprechen, mit ihnen diskutieren, ja sie haben uns sogar dazu ermuntert! Allein im Deutschaufsatz zu schreiben, was man dachte, und nicht was man zu denken hatte, war einfach ein großartiges Gefühl!

Was sagen Sie Leuten, die die damalige Bundesrepublik und die DDR gleichsetzen?
Liebehenschel: Daß sie nicht wissen, wovon sie reden – es war so ein Unterschied! Endlich mußte man nicht mehr auf der Hut sein, was man sagte und keiner gab einem vor, was man zu denken, wie man die Welt zu sehen hatte. Das war bürgerliche Freiheit im wahren Sinne des Wortes! Hier war das Leben tatsächlich privat, wurde man von der Politik in Ruhe gelassen, mußte sich nicht bekennen und für nichts rechtfertigen. Allerdings habe ich auch Verständnis dafür, daß die, die in der DDR blieben, versuchten, sich mit der Situation zu arrangieren und etliche auch der Desinformation der SED auf den Leim gingen. Andererseits habe ich aber auch den Eindruck, daß viele DDR-Deutsche durch die ständige Indoktrination damals gelernt haben, kritischer zu denken – und sich daher auch heute als die etwas kritischeren Bürger zeigen.

Inwiefern?
Liebehenschel: In der DDR haben wir von Beginn an die Unterwanderung der bürgerlichen Welt mit sozialistischen Ideen erlebt, weshalb viele dort für ähnliche Tendenzen heute ein feineres Gespür haben. Und sie scheinen mir auch mehr Deutsche geblieben zu sein, als wir im Westen – was nicht heißt, daß sie westliche Werte ablehnen.

Warum ist der 17. Juni heute im Grunde vergessen?
Liebehenschel: Der Wohlstand, er macht die Leute träge. Es ist ihnen nicht mehr klar, was es bedeutet, frei zu sein oder seine Freiheit zu verlieren. Und natürlich ist auch eine Ursache, daß Helmut Kohl und der Bundestag den 17. Juni als unseren Nationalfeiertag durch den 3. Oktober ersetzt haben – mit dem die Menschen weder Freiheit noch Einheit verbinden, sondern … eigentlich gar nichts.

Ist es nicht seltsam, daß sich junge Deutsche nicht mit dem Freiheitskampf ihrer Vorfahren, sei es der Martin Luthers oder des 17. Junis, identifizieren, obwohl sie ihm ihre Freiheit verdanken?
Liebehenschel: Ja, es gelingt mir nicht einmal, die eigenen Enkel für den 17. Juni 1953 zu begeistern.

Warum nichtß
Liebehenschel: Ich glaube, sie sind zu sehr von Schule, Medien, der Gesellschaft überhaupt beeinflußt, die meist gar nicht wollen, daß wir uns der Glanzpunkte unserer Geschichte noch bewußt sind. Es ist sehr traurig, daß es kaum Interesse für unsere Geschichte und nationales Leben gibt, wie es in den Ländern um uns herum dagegen normal ist.

Was ist zum Beispiel aus dem Singen des Deutschlandliedes geworden?
Liebehenschel: Ich habe nicht den Eindruck, daß das für die meisten heute noch ein Erlebnis ist. Zum einen ebenfalls wegen des Wohlstands, der dazu führt, daß Gemeinschaft eine immer geringere Rolle spielt. Aber auch, weil eben auch das nicht mehr gewollt ist. Schon lange vor der Wiedervereinigung war der 17. Juni im Westen zum Badetag verkommen, wie Christi Himmelfahrt zum „Vatertag“. Diese Oberflächlichkeit, das Verständnis für die Tiefe der Dinge zu verlieren, sei es in der Religion, der Geschichte, der Kultur, etwa der Baukunst, oder der Politik, könnte noch schlimme Folgen haben.

Inwiefern?
Liebehenschel: Es zeigt sich deutlich, daß das wiederkehrt, wogegen wir uns am 17. Juni erhoben haben: die Ideologisierung der Gesellschaft! Inzwischen ist der Zug, dem Volk vorzuschreiben, was es zu denken hat und den, der nicht mitzieht auszugrenzen, erschreckend weit vorangeschritten.

Wer trägt die Schuld daran?
Liebehenschel: Im Grunde die sogenannten bürgerlichen Parteien, zumal die CDU, die nicht mehr aufzeigen, welch ideologische Komponente die Politik hat, die Zug um Zug unsere Gesellschaft umkrempeln soll, und die dieser keinen von der bürgerlichen Idee inspirierten Entwurf entgegensetzen!

Was meinen Sie mit „bürgerlicher Idee“?
Liebehenschel: Es geht doch nicht um Staus wegen der Klimakleber oder Wärmepumpen, dahinter steckt viel mehr. Nämlich die Abkehr vom Prinzip der bürgerlichen Freiheit. Die CDU aber tut, als drehe es sich nur um die Sachfrage und setzt der kulturellen Erosion dahinter nichts entgegen. – Davor kann ich nur warnen! Ich habe erlebt, was es heißt, wenn bürgerliche Politik ihr Fundament, die bürgerliche Geisteswelt, verliert: In der Folge verliert auch die Gesellschaft dieses Fundament, nämlich Kultur, Freiheit und Prosperität. Das Schlimme ist, daß der „große“ Philosoph Karl Marx zwar meinte, die Geschichte entschlüsselt zu haben, doch noch nicht einmal den Menschen verstanden hat. Dergestalt nämlich, daß eine Art „kleiner Kapitalismus“ dem Menschen von Natur aus eigen und die Grundlage jeder bürgerlichen Freiheit ist, da er den Bürger vor Abhängigkeit bewahrt. Um diese Art zu denken zu bewahren bedarf es aber der Pflege bürgerlicher Kultur, die der Nährboden echter bürgerlicher Politik ist, die wiederum dafür sorgt, daß diese Dinge erhalten bleiben. Dieser Kreislauf ist aber durch Unerfahrenheit und Versagen der „bürgerlichen“ Parteien unterbrochen. Wird er nicht erhalten oder wieder in Gang gesetzt, dann, das garantiere ich, wird unsere Demokratie, da ihr die freien Bürger fehlen, untergehen – und von einem System politischer Bevormundung, also etwas wie die DDR, ersetzt.
… Alles vom 16.6.2023 bitte lesen in der JF 25/33, Seite 3
https://www.junge-freiheit.de
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Wolfgang Liebehenschel, der ehemalige Berliner Baudirektor wurde 1935 in Görlitz geboren und floh 1955 nach West-Berlin, wo er Architektur studierte. Er ist Mitglied der „Lutheriden-Vereinigung“, dem 1926 gegründeten Verein der anerkannten „Nachkommen und Stammverwandten“ des Reformators. 1999 veröffentlichte er über dessen Frau das Bändchen: „Der langsame Aufgang des Morgensterns von Wittenberg. Eine Studie und eine Erzählung über die Herkunft von Katharina von Bora“

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