100 Jahre Rapallo-Vertrag D-RU

„Die beiden Regierungen werden den wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder in wohlwollendem Geiste entgegenkommen“, heißt es in Artikel 5 des Rapollo-Vertrags, der vor 100 Jahren zwischen Deutschland und Russland in Rapollo zwischen Genua und Cinque Terre abgeschlossen wurde.
Ein diplomatischer Coup von Reichskanzler Joseph Wirth, der den beiden isolierten Verliererstaaten Deutschland (1. Weltkrieg 1914-18) und Russland (Oktoberrevolution 1917) eine Win-Win-Situation gebracht hat: D verzichtet auf deutsches Eigentum in RU, Und RU verzichtet im Gegenzug auf ihr zustehende Reparationszahlungen gemäß dem Versailler Vertrag.

„Rapallo“ wurde von den Westmächten USA, Frankreich und Großbritannien vehement bekämpft, da man ein Zusammenwirken von deutschem Know How und russischen Rohstoffen als Konkurrenz im wirtschaftlichen Wettbewerb befürchtete. Ein dreiviertel Jahr nach „Rapallo“ marschierten die Franzosen ins Ruhrgebiet ein.
.
Am Sonntag, 22. Mai 2022 ab 11 Uhr im Winterer-Foyer des Theaters Freiburg geht das Schauspiel „Die Historische Stunde: 100 Jahre Rapallo-Vertrag“ mit Dialog, Rezitation und Musik auf das historische Ereignis ein und fragt nach seiner aktuellen Bedeutung (siehe unten). Dazu hat der Regisseur Heinz Siebold authentische Dokumente in ein persönliches Gespräch zwischen den Verhandlungsführern Reichskanzler Joseph Wirth und Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten Georgij Tschitscherin sowie ein Telefonat Wirths mit Außenminister Walther Rathenau textlich eingearbeitet. Ergänzend erklingt Musik aus Deutschland und Russland der 1920er Jahre.
Schauspieler: Peter Haug-Lamersdorf und Burkhard Wein, Musik: Stephanie Heine, Gesang; Andreas Binder, Klavier; Anita Morasch, Gesang und Akkordeon. Texte und Regie: Heinz Siebold. Einführung: Dr. Ulrike Hörster-Philipps. Karten sind über das Theater Freiburg erhältlich (s.u.).
.
Bei seinen Vorbereitungen konnte auch der Regisseur Heinz Siebold nicht ahnen, daß am 24.2.2022 russische Truppen in die Ukraine einmarschieren und bei der Aufführung seines Schauspiels die deutsch-russischen Beziehungen auf dem Tiefpunkt sind. Damit erhält „100 Jahre Rapallo-Vertrag“ eine unerwartete Aktualität, auf die man bei Aufführung und Diskussion gespannt sein darf.

„Rapallo“ gilt bis heute als Inbegriff für konträre Wertungen: einerseits als Chance für eine Politik der friedlichen bilateralen Zusammenarbeit und andererseits als Gefahr eines deutsch-russischen Sonderwegs.
Bis in die Gegenwart wird „Rapallo“ regelmäßig immer dann aufgerufen, wenn es um die Richtungsbestimmung deutscher Russlandpolitik geht. Seit dem 1. Weltkrieg wird die US-Aussenpolitik von dem Diktum „USA gegen Russland“ geleitet, weshalb eine Kooperation zwischen D und RU stets behindert und „Rapallo“ als Teufelszeug abgelehnt wurde. Auch deswegen lehnt der USA-hörige Deutschlandfunk Rapallo als „die größte Torheit, die von der deutschen Politik seit Kriegsende begangen worden ist“ ab (siehe unten).

Ein Trost für die Zukunft:
Die nächste US-Administration – ob demokratisch oder republikanisch – wird die Gegnerschaft „USA gegen Russland“ ersetzen durch „USA gegen China„, denn China als Wirtschaftsmacht Nr. 1 und demnächst auch Militärmacht Nr. 1 wird der amerikanischen Hegemonialpolitik arg zusetzen. Dies wiederum wird die USA zwingen, sich Russland als Energiemacht Nr. 1 zuzuwenden, um dadurch China zu schaden. Die Folge: Ein neues „Rapallo“ mit der friedlichen wirtschaftlichen Kooperation von Deutschland und Russland wird von den USA und damit auch von der NATO nicht mehr torpediert werden.
20.5.2022
.
.
100 Jahre Rapallo-Vertrag. Deutsch-russische Beziehungen auf dem Prüfstand
Szenische Darstellung
Eine Veranstaltung der Joseph-Wirth-Stiftung e.V. und der West-Ost-Gesellschaft Südbaden
Ein historisches Schauspiel – passt das in die heutige, vom Krieg in der Ukraine erschütterte Zeit? Sind Beispiele aus der Vergangenheit überhaupt geeignet, Impulse für die Gegenwart zu geben? Am 16. April 1922 verhandeln Deutschland und Sowjetrussland in Rapallo über einen Vertrag zur Neuordnung ihrer Beziehungen. Beide Länder sind vom Krieg gebeutelt, Kriegsverlierer, international isoliert, von Reparations- und Entschädigungsforderungen in ihrer Existenz bedroht. Auf der Grundlage von authentischen Dokumenten wird ein persönliches Gespräch zwischen den Verhandlungsführern (Reichskanzler Joseph Wirth und der sowjetrussische Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten, Georgij Tschitscherin) sowie ein Telefonat Wirths mit Außenminister Walther Rathenau nachempfunden. Musik aus Deutschland und Russland der 1920er Jahre schaffen die dazu passende Atmosphäre.

Begrüßung: Ulrich von Kirchbach, Erster Bürgermeister
Historische Einordnung: Dr. Ulrike Hörster-Philipps
Es spielen: Peter Haug-Lamersdorf und Burkhard Wein
Musik: Stephanie Heine, Gesang, Andreas Binder, Klavier Anita Morasch, Gesang und Akkordeon
Texte und Regie: Heinz Siebold
Karten über Theater Freiburg:
https://theater.freiburg.de/de_DE/spielplan/die-historische-stunde-100-jahre-rapallo-v.17252666https://theater.freiburg.de/de_DE/home
„Der wirkliche Frieden wird nur erzielt werden auf dem Weg der Verständigung, auf dem Weg der wirtschaftlichen Vernunft.“ (Reichskanzler Wirth in einer Rede vor dem Deutschen Reichstag 1922)
… Alles vom 1.5.2022 bitte lesen auf
https://www.zwetajewa-zentrum.de/veranstaltung/die-historische-stunde-100-jahre-rapallo-vertrag-ein-schauspiel-mit-dialog-rezitation-und-musik/
.

Brücke zur russischen Kultur nicht abreißen lassen
BZ: Hat sich die Einordnung des Vertrags von Rapallo durch die neuen Entwicklungen für Sie verändert?
Siebold: Ich will keine Botschaft verbreiten, sondern die historische Situation illustrieren. Für mich gehört zur politischen Bildung, immer wieder auf den Wert von Demokratie und Verständigung hinzuweisen, denn beides fällt nicht vom Himmel. Es ist fatal, dass es nicht möglich zu sein scheint, dass Menschen dauerhaft aus der Geschichte lernen. Das ändert aber nichts daran, dass immer wieder neu um Verständigung gerungen werden muss. Das gilt auch dann, wenn Vereinbarungen nur eine Weile halten. Der Vertrag von Rapallo ist deshalb aktueller denn je, auch wenn das deutsch-russische Verhältnis nun auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt ist. Doch das wird nicht das Ende der Geschichte sein. Wir dürfen die Brücke zur russischen Kultur und zur Geschichte nicht abreißen lassen.
… Alles vom 20.5.2022 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/bruecke-zur-russischen-kultur-nicht-abreissen-lassen

 

DIE HISTORISCHE STUNDE: 100 JAHRE RAPALLO-VERTRAG
Ein historisches Schauspiel – passt das in die heutige, vom Krieg in der Ukraine erschütterte Zeit? Sind Beispiele aus der Vergangenheit überhaupt geeignet, Impulse für die Gegenwart zu geben?
… Alles vom 1.4.2022 bitte lesen auf
https://theater.freiburg.de/de_DE/spielplan/die-historische-stunde-100-jahre-rapallo-v.17252666

 

Deutsch-russische Beziehungen auf dem Prüfstand
Der Freiburger Historiker Dietmar Neutatz über die Folgen des vor 100 Jahren geschlossenen Vertrags von Rapallo.
… Alles vom 7.5.2022 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/deutsch-russische-beziehungen-auf-dem-pruefstand–212562739.html
.

100 Jahre „Vertrag von Rapallo“ und die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland
Universität Freiburg lädt ab 9. Mai 2022 zu Veranstaltungsreihe mit Vorträgen, Schauspiel und Podiumsdiskussion ein
„Rapallo“ steht bis heute für die Besonderheiten der deutsch-russischen Beziehungen – und ihre gegensätzlichen Bewertungen: als Chance für eine Politik der Verständigung einerseits, als Gefahr eines deutsch-russischen Sonderwegs andererseits. Vor hundert Jahren, am 16. April 1922, schlossen Vertreter Deutschlands und Sowjetrusslands in dem norditalienischen Badeort Rapallo einen Vertrag, der die Grundlinien einer Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern regelte. Der aus Freiburg stammende Reichskanzler Joseph Wirth hatte das Abkommen maßgeblich vorbereitet, unterzeichnet wurde es vom deutschen Außenminister Walter Rathenau und dem sowjetrussischen Kommissar für Auswärtige Angelegenheiten Georgi Wassiljewitsch Tschitscherin.
Der Vertrag sollte die Beziehungen beider Länder normalisieren und auch der Wirtschaft neue Chancen schaffen. Die Einigung sorgte aber bereits damals für Kontroversen, weil mit diesem Vertrag zwei Verliererstaaten des Ersten Weltkriegs im Alleingang ohne Beteiligung der Westmächte ihre politische Isolation durchbrochen hatten.
Die Reihe „100 Jahre Rapallo-Vertrag – Positionen, Konflikte, Chancen“ will dieses wichtige historische Ereignis kritisch reflektieren – zumal die deutsch-russischen Beziehungen durch den Krieg in der Ukraine derzeit im Fokus vieler Diskussionen stehen.
Veranstalter sind das Zwetajewa-Zentrum für russische Kultur an der Universität Freiburg, das Historische Seminar der Universität Freiburg sowie das Studium Generale der Universität Freiburg in Kooperation mit der Joseph-Wirth-Stiftung.
… Alles vom 6.5.2022 bitte lesen auf
https://kommunikation.uni-freiburg.de/pm/2022/100-jahre-vertrag-von-rapallo-und-die-beziehungen-zwischen-deutschland-und-russland
.

Der Vertrag von Rapallo und seine verheerenden Folgen
Unterzeichnung vor 100 Jahren
Im kleinen norditalienischen Küstenort Rapallo unterzeichneten Deutschland und Russland vor 100 Jahren völlig überraschend einen Vertrag über bilaterale Beziehungen. Der Vertrag von Rapallo wirkte zwar harmlos, aber stellte die europäische Friedensordnung nach dem Ersten Weltkrieg grundsätzlich in Frage.

Im Ausland wurde Rapallo als Beweis angesehen, dass maßgebliche deutsche Kräfte nicht die Reform der Versailler Friedensordnung, sondern deren Umsturz anstrebten. Die Folgen des abrupten Kurswechsels Berlins waren verheerend: Amerikanische Finanzhäuser blieben zugeknöpft, auch ein schwedisch-schweizerisches Bankenkonsortium, das einen Milliardenkredit für Deutschland geplant hatte, löste sich wieder auf. Die Mark verlor dramatisch an Wert, die einsetzende Hyperinflation ruinierte große Teile des Mittelstands und führte geradewegs in die deutsche Zahlungsunfähigkeit. Ein Dreivierteljahr später besetzte Frankreich das Ruhrgebiet.
Der schwedische Bankier Marcus Wallenberg urteilte im „Katastrophenjahr“ 1923: „Der Rapallo-Vertrag ist die größte Torheit, die von der deutschen Politik seit Kriegsende begangen worden ist“.
Der Hitler-Stalin-Pakt, der die von deutschen Revisionisten ersehnte Teilung Polens 1939 Realität werden ließ, kostete dort etwa sechs Millionen Menschen das Leben. Seither ist die Warnung vor einem „neuen Rapallo“ ein ständiger Begleiter jeder deutschen Ostpolitik geblieben…. Alles vom 16.4.2022 bitte lesen auf
https://www.deutschlandfunk.de/vertrag-von-rapallo-102.html

.
Vor 100 Jahren: Unterzeichnung des Vertrags von Rapallo
… Der Vertrag zielte auf die Normalisierung der deutsch-russischen Beziehungen und war für die beiden Länder ein großer Schritt, sich aus ihrer internationalen Isolation zu befreien. Deutschland war nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg international geächtet. Der Versailler Vertrag war für die junge Weimarer Republik eine große Bürde. Das Land hatte Gebietsverluste zu verzeichnen, musste die alleinige Kriegsschuld anerkennen, seine Armee massiv verkleinern, Teile des deutschen Staatsgebiets waren besetzt. Zudem musste das Deutsche Reich hohe Reparationszahlungen an die Westalliierten leisten.
Die internationale Staatengemeinschaft grenzte Russland wiederum aufgrund der Russischen Revolution von 1917 aus. Daher lag eine Zusammenarbeit der zwei Staaten im beiderseitigen Interesse…. Alles vom 8.4.2022 bitte lesen auf
https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/507112/vor-100-jahren-unterzeichnung-des-vertrags-von-rapallo/
.

Ein aufrichtiges Friedenswerk
Vor 100 Jahren verpflichteten sich Deutschland und Sowjetrussland zu friedlicher Koexistenz
… Der Weg von Rapallo ist von den deutschen Regierungen der Sozialdemokraten Willy Brandt und Helmut Schmidt sowie Christdemokraten Helmut Kohl und Angela Merkel fortgesetzt worden. Deren Bemühungen um Koexistenz heute zu denunzieren, ist nicht nur dumm, sondern auch gefährlich.
… Alles vom 15.4.2022 von „nd – Journalismus von links“ bitte lesen auf
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1163051.vertrag-von-rapallo-ein-aufrichtiges-friedenswerk.html

.

Heinz Siebold ist ein toller Mann
Er stellt seine Leitidee „Aus der Geschichte lernen“ in den lokalen Bezug und macht damit die Geschichte für die Freiburger Erwachsenen und Schüler interessant: Die Badische Revolution 1848 und nun die deutsch-russische Versöhnung von Rapallo 1922 mit dem aus FR stammenden Reichskanzler Joseph Wirth als geschicktem Verhandlungsführer. Man sollte das historische Schauspiel nach dem 22.5. mehrmals wiederholen, vor allem für Schüler. Mit anschließender Diskussion mit den Jugendlichen, wobei Siebold’s weises Statement „Wir dürfen die Brücke zur russischen Kultur und zur Geschichte nicht abreißen lassen“ im Hintergrund in großen Lettern steht . Was würde man auf eine Schülerfrage „Haben die beiden Kanzler Joseph Wirth und Olaf Scholz etwas gemeinsam?“ wohl antworten?
Nur ein Kritikpunkt zum u.a. BZ-Artikel: „… Russland nun 100 Jahre nach der Vertrag von Rapallo einen Krieg begonnen hat“ entspricht zwar dem Mainstream-Narrativ, ist aber trotzdem falsch und wird irgendwann mal als Geschichtsklitterung anerkannt werden. Der Ukrainekrieg hat nicht erst 2022 (mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine) begonnen, sondern laut OSZE spätestens bereits 2014 (mit der Verletzung des Minsker Abkommens durch die Ukraine und 14.000 Toten im Donbass).
20.5.2022

Rapallo: Ein deutsch-russisches Abkommen mit Freiburger Beteiligung
BZ: Wie geht es Ihnen damit, dass Russland nun 100 Jahre nach dem Vertrag von Rapallo einen Krieg begonnen hat?
… Alles vom 20.5.2022 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/bruecke-zur-russischen-kultur-nicht-abreissen-lassen

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Bildung, EineWelt, EU, Freiburg, Kultur, Musik, Theater abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar