Home >Sportlern >Biken >BikenDreisamtal
Startpunkt ist wie bei all meinen Touren Kirchzarten. Von dort führt am nord-östlichen Dorfende eine kleine Straße ins Unteribental. Gemütlich rollt man entlang des Ibenbaches ins Tal hinein. Wer noch Platz in seinen Rückentaschen hat, schaut bei der Käserei im Melcherhof Hof vorbei und deckt sich schon mal fürs Abendbrot mit herzhaftem Käse ein. Ein weiterer Vorteil - etwaige Verfolger werden automatisch durch den angenehmen Geruch auf Distanz gehalten. Danach beginnt auch schon der Anstieg nach St. Peter. Mit etwas schwererem Tritt über kupiertes Gelände erreicht man die "Serpentinen" hinauf auf den Berg. Jetzt heißt es runter schalten, und man ist gut beraten, wenn man das tut, denn der Anstieg hinauf ist zwar kurz aber knackig. Wer den Stil von Lance Armstrong liebt, darf gern den Hintern aus dem Sattel heben. Oben erwartet einen schon ein typischer Vertreter der Schwarzwälder Fauna. Ein Vogelstrauß glubscht uns aus seinem Gehege direkt am Straßenrand erwartungsvoll an. Angetan von diesem Naturschauspiel nehmen wir auch die letzte Kuppe hinauf ins klösterliche Sankt Peter. Den Schwung aus einem kleinen Stich hinunter auf die Dorfstraße nehmen wir mit um die Linkskurve und fahren mit erhöhtem Tempo durch die kopfsteingepflasterte und touristenbeseelte Ortsmitte von St. Peter. Am Ortsausgang geht’s dann rechts Richtung Kandel. Aber keine Bange, der steht erst am Wochenende wieder auf dem Programm. Wir unterfahren zunächst die L 121 und fahren den Berg hinauf auf den Kamm. Jetzt bleiben wir aber nicht auf der verkehrsumtosten Straße, die direkt ins Glottertal führt sondern biegen scharf rechts ab Richtung Campingplatz. Nach 100 Meter in einem kleinen Gang befindet man sich direkt im tiefsten Schwarzwald und dies obwohl St. Peter gerade mal fünf Minuten hinter uns liegt. Entlang an kleineren und größeren Höfen windet sich das Sträßchen Richtung Kandelstraße, die wir danach nach einer kurzen schnittigen Abfahrt erreichen. Wir biegen rechts ab und lassen dabei den Sägendobel links liegen, obwohl es dort sicherlich die beste Schwarzwälder weit und breit gibt. Nach zwei Kilometern auf ansteigender Straße führt ein kleiner geteerter Weg rechts hinauf zum Plattensee. Wenn ich eben vom tiefen Schwarzwald sprach, hier wird’s noch tiefer. Traumhaft schön und ruhig schlängelt sich der Weg entlang eines kleinen Baches hinauf in die Höhe. Dort holt man sich die letzten Bergpunkte, zieht den Windbreaker über und beginnt die kernige Abfahrt über den Potsdamerplatz hinab wiederum nach St. Peter. Wer es rasant mag lässt dann St. Peter links liegen und saust Richtung Stegen auf breiter Straße den Berg hinab. Gemütlicher und weniger autointensiv ist die Route über das Ibental, die wir ja schon vom Hinweg her kennen. Wer diese Route wählt, kann den Käseeinkauf auf jetzt verlegen.
Gestresst, genervt und doch freudiger Erwartung begebe ich mich auf die Heimreise. Für gewöhnlich sind Frau, Kind und Fahrrad schon in Lauerstellung. Da Frau aber noch bei der Arbeit und Kind bei einer der Omis bestens aufgehoben ist, bleibt nur noch das Rennrad und das in neuem Gewandt. Mit Michelin-Axial-Carbon-Pro (was immer das auch heißen mag) – Reifen soll es schneller dahin gehen. Gut die Alten waren eh unten und für was Neues ist der Schwarzwälder an sich so oder so offen. Apropos Schwarzwald – heute bin ich früher dran und so soll es dann auch ein wenig länger dauern. Zunächst wieder einmal quer durchs Kirchzartener Dorf und auf nach Oberried. Hatte ich früher schon einmal erwähnt, dass die Sternen-Post nicht nur über einen schönen Biergarten sondern auch über eine nicht minder schöne Speisekarte verfügt? - Wenn nein, so sei es hiermit geschehen. In Oberried selbst weist das Schild „Lift außer Betrieb“ den Weg. Hinein geht es ins Zastlertal vorbei an mehr oder minder schönen Neubauten zur Linken und typischem Schwarzwaldhof zur Rechten. Hier lässt es sich gut einrollen. Mit lockerem Tritt erreiche ich die Weggabelung Zastler-Stollenbacher Lift. Da der Schnee schon lange dahin gegangen ist, geht es jetzt gerade aus. Vorbei am Gemecker vom Ziegenhof und der alten aber immer noch intakten Säge hin zum Mederlehof, der auswärtigen Gästen Schwarzwaldidylle und Abgeschiedenheit bietet. Hier lohnt auch noch einmal der kontrollierende Blick aufs Ritzelpaket, ob man nicht unterwegs ein paar kleine Gänge verloren hat. Denn direkt hinter dem Mederlehof beginnt die 7 km lange Steigung hinauf zum Rinken. Mal steiler mal weniger steil schlängelt sich das kleine Sträßchen vorbei an „Kluse“ und Rebühlhütte den Berg hinauf. Selbst im Hochsommer bleibt es hier angenehm kühl, mitunter sogar frisch. Fast glaubt man, dass der Zastlerbach die Kälte der letzten Schneereste aus dem Zastlerloch mit nach unten führt. Langsam aber stetig ereiche ich den Rinken. Hier noch der Hinweis, dass der letzte Kilometer nicht geteert ist. Teilweise frisch geteert ist dafür aber die Abfahrt nach Hinterzarten. Sie ist, da wunderschön, zugleich die Belohnung für den ersten Berg. In Hinterzarten folgt man dem Straßenverlauf und verlässt das Dorf Richtung Süden – also Richtung Bärental. Vor diesem bärigen Tal liegt noch der kleine Hügel des Erlenbrucks. Das Bärental selbst fahre ich Richtung Titisee. Der See taucht im Übrigen in jedem Europareiseführer für Amerikaner und Japaner als Pflichtprogrammpunkt zwischen Eifelturm und Vatikan auf! Schnell ist das Nest Richtung Neustadt verlassen, wobei die B 31 durch die kleine Verbindungsstraße vorbei am Bahnhof umradelt werden kann. In Neustadt halte ich Ausschau nach dem Schild Jostal, das gleich nach dem Ortseingang linker Hand auftaucht. Oder soll ich vielleicht das nächste Tal, das Waldauer Tal, nehmen? Ein Blick auf die Uhr macht schnell die Überlegung zunichte einen kurzen Ausreißversuch über das Waldauer Tal zuwagen. So bleibt es bei dem Gedanken hinauf nach Schollach zu fahren, Eisenbach zu durchqueren, das Linachtal hinauf zu stechen, die alte Straße in Furtwangen hinüber ins Hexenloch zu nehmen und Selbiges wieder hinauf zum Neuhäusle zu fahren. Mit der Zeit im Nacken fahre ich daher das Jostal weiter hinauf nicht ohne jedoch die eben durchdachte Tour in die Planung fürs Wochenende mit aufzunehmen. Das kleine Tal, das zum Thurner führt, lässt mich schnell den Rummel in Titisee vergessen. Es geht entlang saftiger Weiden und einem noch im natürlichen Bett ruhenden Bach. Von der Landschaft beflügelt rausche ich Dank mäßiger Steigung das 9 km lange Tal hinauf und sauge Luft und Umwelt in mich ein in der Gewissheit, dass am Ende der Straße die B 500 diesem Idyll ein jähes Ende setzt. Aber halt – von der Jostalstraße gehen doch immer wieder kleine Sträßchen ab, die über die Täler Schildwende, Siedelbach, Eckbach, Bruckbach und Einsiedel hinauf zur Weißtannenhöhe bzw. auch zum Thurner führen. Ich nehme die letzte Abzweigung fast am Ende des Jostals und biege links ab Richtung Einsiedel. Nach zwei Kilometer geht’s dann hinter der kleinen Säge rechts ab hinauf zum Thurner. Der Anstieg hat es noch mal in sich. Dennoch freue ich mich über meinen Einfall, der mir noch einmal Schwarzwaldidylle pur beschert. Vom Thurner geht’s dann rasant abwärts den Spirzen hinab. Allerdings nicht allzu weit. In der ersten Serpentine fahre ich geradeaus den Gegenhang hinauf. Dieses kleine Sträßchen Names Steigweg führt mich durch „Schwarzwaldsibirien“ nach Wagensteig. Entspannt, da fast autofrei, genieße ich auf der Abfahrt den herrlichen Ausblick auf St. Märgen, Kandel und das Dreisamtal. Bald ist auch schon wieder Kirchzarten in Sicht wo auch schon Frau und Kind geduldig auch mich warten. Der Arbeitstag liegt hinter mir, das Wetter ist gut, die Radhose sitzt und der Reifendruck stimmt. Heute geht’s Richtung Osten. Zunächst nach Burg-Höfen, vorbei am Schlegelhof, auf der alten Straße zur Tarodunum Schule, auf dem Radweg nach Buchenbach und dann nach Wagensteig. Hier gilt es noch mal die Kräfte zu sammeln, denn es geht nicht weiter Richtung St. Märgen, wo sich die Straße in zwei kleinen Serpentinen gemächlich den Berg hinauf windet, sondern in Wagensteig wird rechts abgebogen und der Steigweg eingeschlagen. Auf dieser Strecke, die zum Thurner führt, wurden schon Könige und Königinnen beim so genannten „König der Berge“ geboren. Die Veranstalter hetzten damals die Teilnehmer zunächst über eine flache Laufstrecke, danach schickten sie die Athleten dreimal mit dem Rad den Steigweg hinauf und zum Abschluss durften die Gequälten sich dann noch per pedes am Anstieg zur Höfner Hütte versuchen ehe sie zu Königen gekrönt wurden. Die Strecke hat also Tradition und der Weg trägt seinen Namen nicht zu Unrecht. Zunächst geht’s es noch einigermaßen mühelos an einem kleinen Bach entlang, ehe das Schild Haus Nr. 6,7,8 den Weg über die kleine Brücke weist. Von da an bereitet einen der Streckenverlauf konsequent auf den steilsten Abschnitt der Strecke vor, der sich zu allem Übel auch noch im Freien befindet, so dass die Abendsonne die Stimmung noch ein Wenig anheizen kann. Die Überlegung zu Fuß diesen Abschnitt zu bewältigen drängt sich mir auf, da ich wahrscheinlich nicht unwesentlich langsamer wäre. Aber es heißt ja schließlich Radtour und nicht Gehtour. Im Bewusstsein, dass das Ende der Steigung bald naht, beiße ich noch mal auf die Zähne und denke an die Könige, die hier dreimal rauf mussten. Der Lohn der Arbeit ist ein einsamer Höhenrücken, der, frei von Autolärm und Abgas, die Radlerherzen höher schlagen lässt. Über kupiertes Gelände mit kurzen aber knackigen Anstiegen wird die Kreuzung zum Spirzen erreicht. Für mich beginnt der eigentliche Spirzen hier, denn ab hier zieht sich die Strecke ungemein zäh zum Thurner hoch. Auch nimmt der Verkehr wieder deutlich zu. Die ganz Wilden tragen im Übrigen das Kürzel VS auf ihren Autokennzeichen. Am Thurner angelangt führt mich der Weg zweimal nach links Richtung St. Märgen. Nach kurzer Abfahrt wird Neuhäusle erreicht wo ich dem Schild Hexenloch folge. Auf äußerst schlechter aber dafür umso romantischer Straße geht es rasant bergab zur Hexenloch-Mühle. Obwohl die Mühle allen Klischees einer Touristenfalle entspricht, mache ich hier Halt und fülle meine Energiereserven mit Kirschwassersalamiweck und Gespritztem wieder auf. Für das Abendbrot werden auch noch gleich zwei Paar Bauernwürste in die Rückentasche gesteckt. Ich vergaß zu sagen, dass die Qualität stimmt. Wohl genährt radle ich weiter Richtung Furtwangen, Neukirch. Schön und geruhsam führt die Alleenstraße Richtung Osten. An der Weggabelung Kalte Herberge - Neukirch fahre ich gerade aus ins Wolfsloch. Hier wo sich vermutlich Fuchs und Gans gute Nacht sagen herrscht Stille pur. Der letzte Hof, der hier stand, fiel vor zwei Jahren der Landflucht, dem Holzwurm und schließlich dem Schredder zum Opfer. Umso schöner für mich, denn so langsam kommt fast schon Wildnisstimmung auf. Beschwingt von diesem Gefühl nehme ich auch die letzten zwei Kehren in Angriff, die leider an der B 500 enden. Die Bundesstraße wird an der Kalten Herberge vorbei nach rechts eingeschlagen und aber schon nach hundert Meter wieder verlassen. Auf der anderen Straßenseite führt ein kleiner Weg in den Wald. Er führt verkehrsberuhigt direkt ins Waldauer Tal. Von dort aus geht es noch einmal mäßig steil den Berg hinauf, ehe wiederum die B 500 auf uns lauert. Hier führt leider kein Weg mehr vorbei. Doch schon an der nächsten Kreuzung Höhe Jostal kann die umtoste Straße wieder verlassen werden. Die alte Straße nach St. Märgen existiert nämlich noch und ist zudem in einem sehr guten Zustand. Sie endet nach ca. zwei Kilometern auf der neuen Straße nach St. Märgen. Diesmal geht es am Neuhäusle vorbei und nach weiteren drei Kilometern bin ich dann auch schon in St. Märgen. Von dort aus geht es nur noch bergab über schöne langgezogene Serpentinen nach Wagensteig, Buchenbach und schließlich nach Kirchzarten. Der Arbeitstag ist geschafft. Nur noch ein paar Minuten trennen mich von zu Hause. Aber Vorsicht im Tunnel nicht zu schnell fahren, es wird wieder geblitzt. Noch einmal durch den Kreisel und schon bin ich da. Auf der Fahrt habe ich mir auch schon meine heutige After-Work-Fahrradtour überlegt. Zu überlegen gab es eigentlich nur eines: erst flach dann steil oder erst steil dann flach. Wobei das mit dem „flach“ nicht ganz richtig ist, zumindest dann, wenn man dem Buch „Es gibt keine flachen Berge“ Glauben schenken mag. Dennoch entscheide ich mich für die erste Variante „erst flach dann steil“. Ziel beider Touren ist ohnehin der Stollenbach. Die flach-steil-Tour führt mich zunächst einmal quer durchs Dorf Kirchzarten, wo ich entweder publikumswirksam durch die Fußgängerzone pedalieren kann oder etwas profaner durch die „Kirchzartener Schlucht“ rolle. Auf jeden Fall geht es dann Richtung Dietenbach vorbei an Schwimmbad und Campingplatz. Auf der Höhe „Rössle“ holen mich die Erinnerungen an so manch grandioses Menü der Familie Selz ein. Weiter geht es in Richtung Zipfelbach wie der Dobel zu glorreichen Zeiten der Langläuferdynastie geheißen hat. Hier kann man im Übrigen auch direkt vom Bauer Ursprüngliches aus einem kleinen „Automaten“ beziehen. Ich habe heute aber etwas „Großes“ vor und konzentriere mich daher auch auf meine Pedalfrequenz und die Strecke nach Oberried. Noch ein kurzer Blick in Sofies Biergarten und der Gedanke an eine kleine Belohnung nach der Tour in Form eines Radlers und schon bin ich in Oberried. Den Weg Richtung Zastler eingeschlagen und noch einmal die Entscheidung bekräftigt nicht die Diretissima zur Erlenbacher Hütte zu nehmen, da Geist und Beine noch nicht ganz locker sind. Genüsslich rolle ich zunächst „flach“ ins schönste Tal Deutschlands wie die Zastlerianer ihr Tal beim Gasthaus „Blume“ bezeichnen. Vorbei an den Kletterfelsen bis zur Kehre. Hier lohnt im Übrigen der kleine Abstecher zum Ziegenhof, der unweit der Weggabelung allerlei Frisches aus Ziegelmilch im Angebot hat. Heute fehlt mir leider aber die Zeit, so dass ich auch ohne Gitzikäs die fast schon gemeine Steigung hinauf zum Stollenbach in Angriff nehmen muss. 14% verspricht das Schild am Straßenrand. In der Gewissheit, dass das Schild nicht übertreibt, setze ich mich wieder in den Sattel zurück und schalte ordentlich ein paar Gänge zurück. Was schon im Winter so manches Auto in den zweiten Gang treibt, entpuppt sich im Sommer auf dem Rad als Test für Material und Mensch. Nur gut, dass der Berg nicht dem Motto „steil, steiler“ sonder eher der Formel „sausteil, steil“ folgt. Nach ein paar Kehren und aufmunternden Hopp-Hopp-Selbstgesprächen kommt auch schon zur rechten Hand die erlösende Hütte zum Vorschein. Nein, ich bin noch nicht ganz oben, doch ab hier nehmen die Steigungsprozentpunkte deutlich ab bis hin zu Null ehe über den letzten Anstieg und den Parkplatz die Stollenbacher Hütte erreicht wird. Für Eilige empfiehlt sich der direkte Weg zurück, ich aber bevorzuge den kleinen Fußmarsch mit geschultertem Rad und den kurzen Schotterritt hinüber zur Erlenbacherhütte. Bevor es hinab nach Oberried geht, gibt es für mich heute einen kleinen Durst- und Hungerlöscher in Form von Gespritztem, Wurstsalat und Brägele auf der traumhaften Terrasse der Hütte. Auf der Fahrt hinab überzeuge ich mich noch einmal, dass ich die Runde zumindest für heute richtig herum gefahren bin. Nicht umsonst treffen sich hier alljährlich die besten Bergläufer, um sich beim Totenmannberglauf zu messen. Umso schöner ist für mich der rasante Ritt bergab mit gigantischem © by freiburg-schwarzwald.de, Kontakt, Update 10.05.07 |